
„Das Leben in Lüdenscheid war ein Fest“
Benito Bause, der Star aus den Serien „Doppelhaushälfte“ und „Ghosts“, verrät im Interview, wie es war, im Sauerland aufzuwachsen. Sein Wunsch, Schauspieler zu werden, entstand auf Sansibar.
Haben Sie schon mal in einem Doppelhaus gelebt – so wie Ihre Figur Theo Kröger in der erfolgreichen ZDF-Serie „Doppelhaushälfte“?
Nach vier Serienstaffeln fühlt es sich so an, als ob ich in einer Doppelhaushälfte gelebt habe (lacht).
Wie sehr können Sie sich mit Theo Kröger identifizieren?
Ich bin tendenziell eher Streitschlichter, insofern gibt es eine Ähnlichkeit zu Theo, allerdings ist Theo noch deutlich harmoniesüchtiger als ich. Eine andere Parallele ist die Musik: Theo ist Musiklehrer, der sich nie getraut hat, die Musikerkarriere zu verfolgen, obwohl das früher sein Traum war. Ich unterscheide mich da von Theo, weil ich an meinen Traum glaube und jetzt meine musikalische Karriere in Angriff nehme. Ich versuche, parallel zur Schauspielerei, davon zu leben.
Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit dem Serienteam von „Doppelhaushälfte“? Wie ernst geht es am Set zu, wenn man eine Serie mit so viel Humor dreht?
Es braucht eine ordentliche Packung Ernsthaftigkeit, um humorvoll sein zu können. Alle sind mit vollstem Herzen dabei, das zeigt sich alleine dadurch, dass vom Ensemble viele multipel beschäftigt sind: Milan Peschel und Maryam Zaree zum Beispiel, zwei der Hauptdarsteller, haben Regie geführt bei bestimmten Folgen. Minh-Khai Phan-Thi schreibt am Drehbuch mit. Ich mache den Soundtrack mit einer Band aus Hannover. Wir sind alle sehr interessiert an dieser Serie – die Atmosphäre könnte gar nicht besser sein.

Gemeinsam mit Cristina do Rego spielt Benito Pause in der Comedy-Serie „Ghosts“ in der ARD. Darin verkörpert er Felix, dessen Partnerin ein von Geistern bewohntes Schloss erbt. Foto: WDR / BBC Studios / Frank Dicks
Sie haben ja schon viel Theater gespielt, Auszeichnungen bekommen, mehrere Serienrollen gehabt. Welchen Stellenwert hat „Doppelhaushälfte“ für Ihre schauspielerische Laufbahn?
Sie hat den größten Bekanntheitswert von allen Projekten. Jetzt, wo sie auch noch erfolgreich auf Netflix läuft, ist das umso spürbarer. Jetzt werde ich auch, wenn ich aus der Haustür gehe, darauf angesprochen Leute winken im Vorbeifahren, Lachen beim Vorbeigehen, sagen: Das ist toll, macht Spaß. Was sehr schön ist, ich genieße das sehr.
Gab es auch Negativerfahrungen?
Ja, zwei. Einmal früh morgens an der Obsttheke, da kam ein Mann und sagte: Können wir ein Selfie machen? Da hatte er schon den Arm um mich gelegt, das Foto gemacht, und war schon wieder weg. Das zweite Mal war in der Sauna, als jemand laut zu mir sagte: Du bist doch Benito Bause von Doppelhaushälfte. In diesem Moment starrten 50 nackte Menschen auf mich – und ich habe mir gedacht: Ich suche mir lieber einen anderen Aufguss (lacht).
Sie sind in Warstein geboren. Wie war es für Sie, im Sauerland aufzuwachsen?
In Warstein habe ich nur ein paar Jahre gelebt. Die Familie wurde immer größer, ich habe sechs Schwestern, deswegen musste ein größeres Haus her und wir sind nach Lüdenscheid gezogen. Mit Lüdenscheid verbinde ich Wärme und die Herzlichkeit der Menschen. Wir hatten viel Besuch und waren immer von Familie umgeben. Das Leben war ein Fest (lacht). Als ich etwa 10 Jahre alt war, sind wir nach Hannover gezogen. Das war eine gute Vorstufe zu den anderen Großstädten, in denen ich später gelebt habe: Zürich, München und Berlin.
Internationale Wurzeln
Welche Rolle spielte es in Ihrem Alltag früher, dass Ihre Eltern Wurzeln in Italien und Tansania haben?
Mein Mutter, eine Kinderbuchautorin und bildende Künstlerin, ist aus Tansania, mein deutsch-italienischer Vater ist Neurologe und Psychiater. Italienisch geprägt war das Verständnis von Gastfreundschaft, von dem ich dachte, dass das normal sei in Deutschland. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es doch erhebliche Unterschiede gibt. Zur tansanischen Gastfreundschaft gehört, dass immer auch ein Teller und ein Sitz frei ist, falls jemand noch kommt. Oder dass man immer irgendwen zum Essen mitbringen kann, auch ohne Ankündigung. Das hat dazu geführt, dass meine Freunde viel bei uns waren und sich dort sehr wohlgefühlt haben. Bei uns war immer volles Haus. Meine Mutter hat gesagt: Ihr müsst nur wissen – wir sind kein Hotel (lacht).
Wann und wie ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Schauspieler zu werden?
Im Auslandsjahr auf Sansibar. Dort konnte ich mich auch mit Theaterübungen ausprobieren, mit Blick auf den Indischen Ozean. Danach habe ich eine Schauspielausbildung in Leipzig gemacht. Das war sehr politisches Theater. Es ging viel darum: Wie können wir mit Theater die Welt verändern? Die Zeit dort ist für mich mitunter die bedeutsamste meines Lebens. Auch, weil man dabei in Kontakt mit dem eigenen Selbst kommt. Ich denke oft daran zurück und würde jedem Menschen so ein Schauspielstudium wünschen.
Was waren für Sie neben „Doppelhaushälfte“ prägende Rollen?
Sehr besonders war für mich „All you need“ von der ARD-Serie, die erste deutsche kommerziell bekannte deutsche Schwulenserie. Es geht um vier Charaktere in Berlin. Es war meine erste Hauptrolle im deutschen Fernsehen und hat mich in meinem Selbstwirksamkeitsgefühl sehr gestärkt.
Eine andere wichtige Rolle war beim Schauspieltreffen in Bern 2014. In ‚Frühlings Erwachen‘ habe ich den Moritz Stiefel gespielt, der Suizid begeht. Ich musste dafür triefend nass auf die Bühne kommen, hab mich davor in der Dusche aber unbeabsichtigt mit kochend heißem Wasser verbrannt. Ich bin schreiend aus der Dusche auf die Bühne gerannt und habe meine Rolle gespielt – und habe am Ende dafür einen Preis bekommen.
Welche Rollen spielen Sie heute besonders gerne?
Comedy macht mir sehr, sehr viel Spaß, aber ich spiele auch gerne dramatische Rollen. Ich mochte die Rolle als Franz Mohr in Schillers ‚Die Räuber‘ oder den Moritz Stiefel in ‚Frühlings Erwachen‘. Das sind Rollen, die weit weg sind von meinem eigenen Charakter und für mich richtige Herausforderungen.
Jetzt gibt es eine neue hochkarätig besetzte ARD-Comedy-Serie mit Ihnen in einer der Hauptrollen: „Ghosts“. Erzählen Sie bitte davon!
Es geht um Emma und Felix, die keine neue Wohnung finden. Überraschend erbt Emma ein Schloss. Sie ziehen dahin und wissen noch nichts von den Mitbewohnern dort, Geister, die in und um das Schloss gestorben sind. Emma bekommt einen Stromschlag und kann danach als Einzige die Geister sehen. Felix sieht die Geister nicht, das führt zu allerlei Konflikten und Verwicklungen.
Mehr zu Benito Bause lesen Sie in Heft 2/2025 des WESTFALENSPIEGEL. Möchten Sie mehr lesen? Gerne senden wir Ihnen zwei kostenlose Ausgaben unseres Magazins zu. Hier geht es zum Schnupperabo.
Sie haben vorhin schon erzählt, dass Sie auch Musiker sind…
Mein erstes Soloalbum ist im Oktober 2024 erschienen. Ich mache das unter dem Namen Ben Mwanga, Ben ist die Abkürzung von Benito und Mwanga ist die Abkürzung meines Zweitnamens und bedeutet Licht. Ich arbeite schon sehr lange an meiner Musik, spiele Gitarre und singe. Ich hatte sogar überlegt, Gesang zu studieren. Das Debütalbum ist für mich eine große künstlerische Errungenschaft. Jetzt heißt es Dranbleiben. Das Ziel ist es, ein Standbein mit der Schauspielerei zu haben und eins in der Musik als Songwriter und tourender Musiker. Ich wünsche mir, eine kleine Tour zu machen durch Deutschland mit meiner wunderbaren Band.
Was sind Ihre weiteren Pläne?
Es gibt einen Kinofilm, der dieses Jahr gedreht wird, in dem ich eine der Hauptrollen spiele. Dann gibt es hoffentlich eine zweite Staffel von „Ghosts“ und ab dem Sommer die fünfte Staffel „Doppelhaushälfte“, das ist damit die längste ZDF-Neo-Serie aller Zeiten. Und bei „Sketch History“ spiele ich auch mit.
Martin Zehren, wsp
„Ghosts“ ist in der ARD-Mediathek zu sehen, „Doppelhaushälfte“ in der ZDF-Mediathek und bei Netflix.