Die Super-Nurse wurde in die Corona-Sammlung des Haus der Geschichte in Bonn aufgenommen. Foto: Annette Kiehl
30.11.2020

„Das war schon surreal“

Die „Super-Nurse“ ging von Hamm aus um die Welt: Das Graffiti einer Krankenschwester in Superhelden-Pose zählt zu den bekanntesten Bildern des Corona-Jahres 2020. Schöpfer ist der Künstler Kai Wohlgemuth aus Hamm, besser bekannt als „The Uzey“.

2020 war für Wohlgemuth das gleichzeitig erfolgreichste wie auch das schwierigste Jahr seiner Karriere. Im Frühjahr, mitten im Lockdown, sprühte er auf eine Betonwand an einem abgelegenen Weg das Graffiti der Krankenschwester im Superman-Anzug mit dem Satz „Für die wahren Helden“. „Ich habe das Bild eigentlich aus Zeitvertreib entworfen und dachte, dass sich Krankenschwestern und Pfleger davor fotografieren und einmal selbst feiern könnten“, erinnert sich Wohlgemuth, der unter dem Namen „The Uzey“ vor allem als Tätowierer bekannt ist.

Der Künstler Kai Wohlgemuth aus Hamm, besser bekannt als „The Uzey“. Foto: privat

Der Künstler Kai Wohlgemuth aus Hamm, besser bekannt als „The Uzey“. Foto: privat

Das Bild traf auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie den Zeitgeist. Internationale Zeitungen druckten Fotos der „Super-Nurse“, nachdem eine Agenturfotografin das Graffiti in Hamm entdeckt und aufgenommen hatte. „Es gab viele Interviewanfragen und auch Fernsehberichte. Es war ein turbulentes Jahr“, erzählt der 1974 geborene Künstler. Einen Höhepunkt gab es dann noch vor wenigen Wochen: Das Haus der Geschichte in Bonn gab bekannt, dass die „Super-Nurse“ in die Sammlung zum Thema Corona aufgenommen wird. „Das war schon surreal. Ich kannte das Museum gar nicht, aber es scheint schon etwas Besonderen zu sein“, so Wohlgemuth.

Wirtschaftlich konnte der Sprayer von dem unerwarteten Ruhm aber nicht profitieren, erzählt er. Nach dem Lockdown im Frühjahr ist sein Tätowierstudio in der Hammer Innenstadt nun zum zweiten Mal in diesem Jahr längerfristig geschlossen. Wohlgemuth findet das ungerecht. „Wir Tätowierer waren bereits vor Corona Experten für Hygiene“, betont er. „Für viele Leute sind wir wichtiger als ein Friseur, aber das sehen einige Politiker nicht“, ärgert sich der Künstler. Er freut sich dennoch auf den Neuanfang. Ideen für neue Tattoo-Motive hat er bereits: „Ich könnte mir ein Corona-Virus vorstellen, das von einem Dolch zerteilt wird.“

aki/wsp

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