Sandra da Vina, Foto: Marvin Ruppert
29.07.2022

„Die Leute lachen ja“

Beim Poetry-Slam tragen Künstlerinnen und Künstler selbstgeschriebene Texte vor einem Publikum vor; das stimmt am Ende darüber ab, wer den Vortragswettbewerb gewinnt. Eine der bekanntesten Poetry-Slammerin ist Sandra da Vina. Im Interview spricht sie über ihren ersten Auftritt und den Segen der Langeweile.

Was sagen Sie, wenn Sie gefragt werden, was Sie beruflich machen?
Ich bin Autorin und stehe auf der Bühne. Ich bin viel unterwegs mit Soloprogrammen, schreibe Bücher, moderiere Lesungen, bin Sprecherin, mache Podcasts. Also alles, was mit Medien zu tun hat.

Zum Poetry-Slam sind durch Zufall gekommen – wie war ihr erster Auftritt auf der Bühne?
Das war 2012 in der Weststadthalle in Essen beim Poetry-Slam „Weststadt-Story“ vor 60 Leuten. Ich war sehr aufgeregt, weil ich noch nie auf einer Bühne gestanden hatte. In dem Moment, als ich auf der Bühne gesprochen habe, fiel jedoch die Angst von mir ab. Und dann hat es mir Spaß gemacht, als ich gemerkt habe: Die Leute lachen ja.

An welchem Ort haben Sie die meisten Ideen für Ihre Texte?
Überall da, wo ich Leerlauf im Kopf habe. Kreativität braucht Langeweile, Müßiggang, weil dann das Gehirn zu arbeiten beginnt, ohne dass man es zu stark ablenkt mit Input von außen. Man muss Dinge erleben und fühlen, die sammelt man in sich drin. Und wenn man dann zum Beispiel lange Bahn fährt, Musik hört und aus dem Fenster guckt und die Gedanken schweifen lässt, dann ergibt sich aus den ganzen Zutaten etwas.

Wurzeln in Münster

Wie lange haben Sie in Ihrer Geburtsstadt Münster gelebt? 
Leider nur zwei Jahre. Wir sind dann nach Meppen gezogen und dann in die Nähe von Bonn. Ich habe in Münster zwischendurch für das Magazin Stadtgeflüster gearbeitet. Meine beste Freundin lebt in Münster, sie ist dort hingezogen zum Studieren.

Wie gefällt es Ihnen im Ruhrgebiet? 
Ich lebe seit 2008 im Ruhrgebiet. Ich bin hier hingezogen, um Germanistik zu studieren. Das Einzige, das ich über Essen wusste, war, dass es hier die Spielemesse gibt. Meine Familie und ich sind begeisterte Gesellschaftsspieler. Jetzt liebe ich das Ruhrgebiet. Ich mag die Menschen hier und, dass sich keiner zu wichtig nimmt. Sie sind bodenständig im besten Sinne.

Sie veröffentlichen Ihre Bücher im Lektora-Verlag, wo das Who is Who des Poetry-Slam versammelt ist. Wie beschreiben Sie diese Szene?
Ich kenne sehr viele Leute davon. Wir begegnen uns auf Slams, teilen uns die gleichen Bühnen und tolle Momente. Gerade in NRW sind wir sehr stark vernetzt, arbeiten an gemeinsamen Projekten, haben Lesebühnen und geben Workshops an Schulen.

Was sind Ihre Pläne für dieses Jahr?
Ich mache derzeit viel im Bereich Literaturvermittlung und habe seit Beginn der Pandemie angefangen, viel zu moderieren. Ich bin sehr begeisterungsfähig und neugierig auf andere Menschen. Als Moderatorin kann ich ihnen die Fragen stellen, die ich ihnen eh stellen wollte. Mein neues Soloprogramm wird hoffentlich im November Premiere haben. Und im November soll auch ein neues Buch erscheinen.

Interview: Martin Zehren

Ein Porträt von Sandra Da Vina lesen Sie im WESTFALENSPIEGEL 04/2022.

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