Dem Raum nachspüren
Dem Hammer Künstler Erich Lütkenhaus zum 100. Geburtstag. Das Gustav-Lübcke-Museum rückt sein Werk in den Fokus.
Lütkenhaus wurde am 28. August 1924 in Dülmen geboren. In seiner Wahlheimat Hamm hat er zahlreiche Spuren hinterlassen. Mosaike zieren Fassaden, Gemälde und Skulpturen finden sich unter anderem in Schulen. Zahlreiche Arbeiten fertigte Lütkenhaus als Auftragswerke an, davon sind einige heute verwittert oder schwer zugänglich. Das Hammer Gustav-Lübcke-Museum rückt Lütkenhaus’ Werk mit der Retrospektive „Über den Raum hinaus“ in den Fokus und präsentiert den 2010 verstorbenen Künstler als einen Pionier der Konkreten Kunst in Westfalen. Die Schau ist zum Auftakt der Reihe „Hellweg Konkret III“ zu sehen. Zehn Ausstellungen widmen sich bis Herbst 2025 dem Thema Raum.
In Hamm steht Lütkenhaus’ skulpturale Arbeit mit 512 Holzkugeln und einem Messingquadrat im Mittelpunkt und stellvertretend für die Konkrete Kunst, die sich an geometrischen Formen orientiert. Es geht um die sinnliche Wahrnehmung. Das Anliegen, die Kreativität seines Publikums zu aktivieren, war stets ein Antrieb für Erich Lütkenhaus, der als Kunsterzieher an einem Gymnasium lehrte. Mit Häftlingen gestaltete er 1989 einen Bauzaun, der am Gustav-Lübcke-Museum angebracht wurde, heißt es in der Schau. Neben Lütkenhaus’ charakteristischen Formen, darunter „Phallussymbol auf dynamischer Basisform“ (1973), sind Entwürfe für Kirchenfenster und Porträts zu sehen.
Ausstellungsreihe zur Konkreten Kunst
Die Ausstellungsreihe „Hellweg Konkret III“ fragt nach dem Status quo der Konkreten Kunst. In der Schau „Stahl. Konkret“ in der Carlernst Kürten-Stiftung in Unna (bis 15.09.2024) sind Werke des Düsseldorfer Bildhauers Peter Schwickerath Arbeiten von Carlernst Kürten (1921-2000) gegenübergestellt. Im Herbst zeigt der Raum Schroth im Museum Wilhelm Morgner in Soest „Wegweisende Plastik der konkreten Gegenwart“ (08.09.-01.12.2024); Skulpturen internationaler Kunstschaffender vermitteln einen Eindruck, wie die Konkrete Kunst mit neuem Leben erfüllt wird. Zwei korrespondierende Ausstellungen im Kreis Unna fragen ebenfalls nach Beziehungen zwischen historischen und aktuellen Positionen. Konkrete Werke von Josef Albers, Fritz Winter und Carlernst Kürten treffen auf zeitgenössische Arbeiten. Zu sehen im Haus Opherdicke in Holzwickede (08.09.2024-02.02.2025) und im Schloss Cappenberg in Selm (27.10.2024-16.03.2025).
Dieser Beitrag ist zuerst in Heft 3/2024 des WESTFALENSPIEGEL erschienen. Möchten Sie mehr lesen? Gerne senden wir Ihnen zwei kostenlose Ausgaben unseres Magazins zu. Hier geht es zum Schnupperabo.
Das Kunstmuseum Ahlen widmet sich den „Konkreten Frauen“ (16.02.-15.06.). Leiterin Martina Padberg wurde bei einer Recherche zu den Ausstellungsreihen „Hellweg Konkret I“ (2014-16) und „Hellweg Konkret II“ (2020-21) auf die Dominanz männlicher Künstler aufmerksam. Bei der Neuauflage stellt sie Künstlerinnen im Spannungsfeld zwischen Ordnung und Intuition vor. Ebenfalls beteiligt an der Reihe sind die Westfälischen Salzwelten in Bad Sassendorf, die mit „Künstlerfreundschaften konkret“ (ab Frühjahr 2025) Werke des Lippstädter Künstlers Gordon F. Turner (1944-1983) und Zeitgenossen präsentieren. Im Kloster Wedlinghausen in Arnsberg sind Plastiken der Kölner Künstlerin Helga Weihs zu sehen (29.07.-24.08.2025), die Werken aus der Soester Sammlung Schroth gegenübergestellt werden.
Lütkenhaus’ „Kosmischer Kreis“ steht im Maximilianpark in Hamm. Die Münsteraner Künstlerin Johanna K Becker wird sich mit der Stahlskulptur und ihrer spirituellen Bedeutung auseinandersetzen. Das Ergebnis wird im Juni und Juli 2025 zu sehen sein. Gleichzeitig entwickeln Luzia-Maria Dirks und Mitglieder des Hammer Künstlerbundes eine Hommage an den prägenden Künstler unter dem Titel „laufend“. Mit Blick auf das Programm ist die Stiftung Konzeptuelle Kunst, die hinter „Hellweg Konkret“ steht, äußerst zufrieden. „Konkrete Kunst ist heute noch relevant und weckt immer wieder das Interesse. Das ist außergewöhnlich“, sagt Stifter Karl-Jürgen Schroth.
Erich Lütkenhaus: Über den Raum hinaus, bis 22. September im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. In den kommenden Wochen finden Führungen und Veranstaltungen zu Erich Lütkenhaus‘ Kunst im Museum und im öffentlichen Raum statt. Weitere Informationen hier. Die Ausstellungsreihe „Hellweg Konkret III“ widmet sich bis Herbst 2025 dem Thema Raum. Hier gibt es eine Übersicht zu den Ausstellungen.
Annette Kiehl, wsp