Bunt, satirisch, schräg – dafür steht der Geierabend. Hier ein Bild aus dem Programm 2020. Foto: Bussenius & Reinicke
11.11.2021

„Den ham wa uns verdient“

Nach der ausgefallenen Session 2021 haben die Tollitäten die fünfte Jahreszeit eröffnet. Die Vorfreude bei Karnevalisten in Münster, Dortmund und dem westfälischen Prinzen in Düsseldorf ist groß, Vorsicht bestimmt aber die Planung.

Helge Nieswandt, Präsident des Bürgerausschusses Münsterscher Karneval. Foto: privatHelge Nieswandt, Präsident des Bürgerausschusses Münsterscher Karneval. Foto: privat

Helge Nieswandt, Präsident des Bürgerausschusses Münsterscher Karneval. Foto: privat

„Der Schaum ist gebremst.“ Mit diesen Worten beschreibt Helge Nieswandt, Präsident des Bürgerausschuss Münsterscher Karneval, die Stimmung: „Wir freuen uns alle sehr auf die Session und hoffen auf viele schöne Veranstaltungen. Die Impfquoten im Münsterland sind überdurchschnittlich, daher sind wir zuversichtlich, dass wir feiern können. Dennoch müssen wir auf Sicht fahren. In allen Verträgen gibt es Rücktrittsklauseln, falls Corona doch einen Strich durch die Rechnung macht.“

38 von 40 Mitgliedsvereinen in Münster planen Veranstaltungen. „Dabei gilt die 2G-Regel, einige unserer Mitgliedsvereine bieten zusätzliche Testmöglichkeiten und haben in den Sitzungen auch Abstandsregeln“, sagt der Ausschusspräsident. Sorgenvoll ist der Archäologe, was die traditionellen Besuche des Prinzen und der Garde in Schulen, Krankenhäusern oder auch sozialen Einrichtungen angeht. „Ich kann mir angesichts steigender Infektionszahlen nicht vorstellen, dass dies möglich sein wird, und das macht mich wirklich traurig.“

Geierabend will wieder durchstarten

„Den ham wa uns verdient“: Mit diesem Motto kehrt der Dortmunder Alternativkarneval Geierabend Anfang kommenden Jahres mit trotzigem Elan zurück an seinen traditionellen Spielort, die Zeche Zollern. Auch hier hat die Saison 2021 nur digital stattgefunden. Vom 7. Januar bis 20. Februar 2022 ist die Show, eine Mischung aus Kabarett, Klamauk und Musik-Comedy, nun wieder zu erleben, hofft das Ensemble um „Steiger“ Martin Kaysh. Anarchische Geschichten zwischen dem fiktiven Sauerlanddorf Schnöttentrop und dem politischen Berlin stehen auf dem Programm. Bei aller Vorfreude sind dort die Hygieneauflagen ein wichtiges Thema. „2G“ lautet die Voraussetzung für den Geierabend. Statt 430 werden nur 250 Tickets pro Abend verkauft, um den nötigen Abstand einhalten zu können, heißt es vom WortLautTeam, das den bisherigen Veranstalter, das Theater FletchBizzel ablöst.

Dirk Mecklenbrauck, designierter Düsseldorfer Karnevalsprinz mit westfälischen Wurzeln, ist bereits seit einem Jahr in Wartestellung. Nach der ausgefallenen Session 2020/21 glich die Planung von Sitzungen und Festivitäten angesichts der Corona-Entwicklung einer Achterbahnfahrt, erzählt er. „Wir richten den Blick aber nach vorn. Bei den ersten Veranstaltungen war spürbar, dass es eine große Lust auf Karneval gibt und wir hoffen, dass es klappen wird.“ 

Werden bald zum Düsseldorfer prinzenpaar gekürt: Dirk Mecklenbrauck und Venetia Uåsa Katharina Maisch. Foto: Jung Produktion GmbH

Werden bald zum Düsseldorfer Prinzenpaar gekürt: Dirk Mecklenbrauck und Venetia Uåsa Katharina Maisch. Foto: Jung Produktion GmbH

Mecklenbrauck stammt aus Hamm, lebt seit mehr als 20 Jahren in Düsseldorf und ist überzeugter Karnevalist. Am 19. November soll er zum Prinz gekürt werden. Besonders am Herzen liegt ihm die soziale Bedeutung dieses Amtes. Neben der Spendensammlung gehe es vor allem um persönliche Begegnungen, erzählt er: „Die vielen Besuche in Altenheimen oder auch Hospizen sind sowohl für mich und die Venetia Uåsa Katharina Maisch als auch die Bewohner Höhepunkte im Programm. Ob das möglich sein wird, weiß ich aber noch nicht.“ Das alte wie neue Sessionsmotto in Düsseldorfer Karneval lautet „Wir feiern das Leben“. „Das passt so gut wie selten zuvor“, ist der zukünftige Prinz dennoch überzeugt.

wsp, aki

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