Monatelang blieben die Friseursalons geschlossen. Foto: pixabay
12.02.2021

„Der Draht ist heiß gelaufen“

Im Interview spricht der Friseurmeister Ingo Lanowski über das Ende des Lockdowns für sein Handwerk sowie die Folgen der monatelangen Schließung.

Herr Lanowski, wie haben Sie und Ihre Friseurkollegen auf die angekündigte mögliche Öffnung der Salons zum 1. März reagiert?
Uns ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Viele Mitglieder haben in den vergangenen Monaten wahnsinnige Ängste ausgestanden. Es geht um Existenzen, um Lebenswerke und auch Familientraditionen. Wir brauchen Planungssicherheit und wir benötigen die angekündigten Hilfen. Bis einschließlich gestern ist noch nichts von den Hilfen in den Betrieben angekommen. Wir haben schon seit Monaten Verluste. Diese müssen irgendwie ausgeglichen werden.

Wie haben die Kunden reagiert?
Schon als am Mittwochnachmittag durchsickerte, dass die Friseure wieder öffnen dürfen, kamen die ersten Anrufe. Am Donnerstag stand das Telefon dann gar nicht mehr still. Da ist der Draht wirklich heiß gelaufen.

Sie können Ihren Kunden nur nach Terminvergabe die Haare schneiden. Welche Auflagen gibt es noch?
Richtig, nur wer einen Termin hat, kann sich die Haare schneiden lassen. Das ist wichtig, damit auch eine Rückverfolgung möglich ist. Außerdem sind medizinische Masken für Personal und Kunden vorgeschrieben. Auch die Abstandsregeln zum nächsten Kunden müssen eingehalten werden, es darf nur eine bestimmte Anzahl von Personen den Salon betreten. All das muss beachtet werden. Klar ist, dass wir auf absehbare Zeit nicht an die Umsätze herankommen, die wir vor Corona gemacht haben. Wir dürfen schließlich nicht mehr so vielen Kunden gleichzeitig die Haare schneiden. Aber wir sind froh, dass wir überhaupt wieder loslegen dürfen. Und die Gesundheit aller geht vor, das ist ja keine Frage.

Können die Salons denn so überhaupt überleben?
Es ist noch nicht absehbar, wie viele Kollegen es schaffen. Auch ist nicht klar, ob die Betriebe unter diesen Umständen alle Mitarbeiter halten können. Die Folgen der Krise im Friseurhandwerk wird man erst in einigen Monaten sehen.

Ingo Lanowski ist Obermeister der Friseurinnung Hamm und hat dort zwei Salons. Als stellvertretender Vorsitzender engagiert er sich außerdem im Friseur- und Kosmetikverband NRW. Landesweit gibt es etwa 19.000 Friseurbetriebe mit insgesamt fast 40.000 Mitarbeitern.

Interview Jürgen Bröker/wsp

Reaktionen der Wirtschaft auf die Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März lesen Sie hier.

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