Mitri Sirin wurde 1971 in Rheine geboren. Er war für Radiosender in Berlin, aber auch im Ruhrgebiet tätig. Seit 2009 moderiert Sirin für das ZDF verschiedene Sendungen – seit einigen Jahren auch die "heute"-Nachrichten. Foto: Foto: ZDF/Klaus Weddig
13.02.2025

Der Mann für „heute“ 

Seit 15 Jahren moderiert Mitri Sirin im ZDF. Der Journalist mit Wurzeln in Rheine arbeitet für das „Morgenmagazin“ und die „heute“-Nachrichten.

Die Bundestagswahl rückt näher – und damit eine besonders intensive Zeit für Mitri Sirin. Der Moderator der ZDF-„heute“-Sendung um 19 Uhr und des „Morgenmagazin“ schreibt Moderationstexte, vermeldet Nachrichten und führt Fernsehinterviews, allesamt Arbeiten, die vor der Wahl am 23. Februar noch mehr als sonst im bundesweiten Fokus stehen. Sirins beruflicher Weg bis in die ZDF-Redaktionen in Berlin und Mainz war eher untypisch. Und eigentlich wollte er Reiseverkehrskaufmann in Münster werden, verrät er im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL.

Multiethnisch und multireligiös geprägt

Mitri Sirin wurde 1971 in Rheine geboren und wuchs in einem Arbeiterhaushalt auf. Seine Eltern kamen als Gastarbeiter ins Münsterland, seine christlich-orthodoxe Familie stammt aus der türkischen Region Hatay, in der das Epizentrum des verheerenden Erdbebens 2023 lag. Hatay ist multiethnisch und multireligiös geprägt. Im Gegensatz zu Rheine in den 70er Jahren: „Mit meinem türkisch-syrischen Background war ich damals ein Exot. Alltagsrassismus und dumme Sprüche haben mich begleitet“, sagt Sirin. 

Seine Leidenschaft galt dem Fußball; mit seinem Verein VfB Rheine wurde er 1985 sogar Westfalenmeister. Und der Musik: Während seiner Zeit an der Höheren Handelsschule in Rheine zog es den Teenager zum Ausgehen immer wieder nach Münster. Dort erlebte er zum Beispiel im legendären Club „Odeon“ die Band Nirvana, bevor ihr Sänger Kurt Cobain ein Weltstar wurde. Sirins Traum war es, in einem Reisebüro zu arbeiten. „Meine damalige Freundin war Reiseverkehrskauffrau und durfte Inforeisen zu den spannendsten Zielen machen. Das wollte ich auch.“ Er bewarb sich „bei allen Reisebüros in Münster“ – und erhielt aber nur Absagen. 

Vom DJ zum Moderator

Dafür kam ein anderes Angebot: „Ein Freund, der ein freies WG-Zimmer hatte, lud mich nach Berlin ein.“ Sirin blieb in der Hauptstadt. Da er gerne als DJ auflegte, stellte er sich 1993 beim Radiosender Kiss FM vor. Er kam gut an und durfte moderieren und Musik präsentieren. Es folgten Stationen bei weiteren Sendern wie MDR Jump in Halle. „Und weil ich schon immer sehr politikinteressiert war, bin ich später in der Politikredaktion und beim Fernsehen gelandet.“ Zunächst beim RBB, dann auch beim WDR und 2009 schließlich beim ZDF. 

In der Redaktion des Morgenmagazins freundete er sich mit seiner Kollegin Dunja Hayali an. „Wir haben festgestellt, wie viele Parallelen wir haben wie unsere migrantische und unsere christliche Herkunft“, sagt Sirin über die gebürtige Dattelnerin. Das frühe Aufstehen fürs Morgenmagazin – sein Wecker klingelt dann zwischen 3 und 4 Uhr nachts – falle ihm inzwischen allerdings nicht mehr so leicht wie vor 15 Jahren. Der Tagesrhythmus für die Abendnachrichten im ZDF liege ihm mehr. Am Morgenmagazin schätzt er dafür die lockerere Atmosphäre und die etwas legerere Kleidung, die er dort tragen kann.

 


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Insbesondere für das Morgenmagazin musste er schon oft erschreckende „Breaking News“ verkünden wie den Tsunami in Japan 2011 oder den Überfall Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren. Wie schafft er es, sich bei schlechten Nachrichten zu entspannen? „Ich bin passionierter Läufer und schaffe es dabei, an nichts zu denken. Das ist für mich erholsam. Und laufen gehen kann ich weltweit überall, egal, wo ich bin.“ Auch in Rheine steht ein Paar Laufschuhe, das er nutzt, wenn er dort seine Mutter besucht. „Inzwischen fühle ich mich in meiner Heimatstadt wieder wohl und dazugehörig. Ich liebe etwa die Wälder dort und die Ems.“ 

Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt Sirin bis heute in Berlin. Ehrenamtlich engagiert er sich als Botschafter für Childaid Network, einer Hilfsorganisation, die Bildungsprojekte in Asien unterstützt. In Deutschland besucht er außerdem immer wieder Schulen, um zu erklären, wie Medien funktionieren. „Jugendliche konsumieren Nachrichten heute anders, viele nehmen Videos in sozialen Medien für bare Münze und verifizieren Quellen nicht.“ Diese Entwicklung besorgt Mitri Sirin, doch er hat eine Idee, was dagegen getan werden kann: „Medienerziehung sollte ein Schulfach werden.“

Martin Zehren, wsp

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