06.03.2014

„Der Trend des bewussten Genießens hat auch das Bier erreicht“: Ein Interview mit dem westfälischen Biersommelier Matthias Kliemt

Westfalen (wh). Matthias Kliemt ist zertifizierter Biersommelier und beschäftigt sich seit 16 Jahren beruflich mit dem Hopfengetränk. Um die Bierkultur weiterzuvermitteln, bildet der Recklinghäuser Bierbotschafter unter anderem im Bildungsinstitut Hellweg-Sauerland der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Arnsberg aus. Im Interview mit "Westfalen heute" spricht der 47-Jährige über den Wandel des Bieres zum Genuss-Getränk und den unverwechselbaren Geschmack von lokalen Brauereispezialitäten.

Herr Kliemt, Sie sind der erste westfälische Biersommelier, der von der IHK zertifiziert wurde. Was macht für Sie ein gutes Bier aus?
Matthias Kliemt: Ein gutes Bier hat für mich immer einen eigenen Charakter und überrascht mich zum Beispiel dadurch, dass es tolle Aromen und keinen Mainstream-Geschmack hat.

Hat sich Bier zum Feinschmecker-Getränk gewandelt?
Ja, auf jeden Fall. Bier hat inzwischen eine ganz andere Wertigkeit. Ich registriere zum einen den Trend zum Genuss und zum anderen die Suche nach dem Besonderen. Es passiert immer häufiger, dass man ohne zu zucken, für eine Flasche Spezialitätenbier 15 bis 20 Euro auf den Tisch legt.

Haben Sie ein Lieblingsbier?
Diese Frage beantworte ich gerne mit "Freibier". Im Ernst: Ich habe einen Bierkeller und einen Bierkühlschrank zu Hause und darin lagern die unterschiedlichsten Biere. Ich suche mir immer das passende Bier zu meiner Stimmung oder zum Essen aus. Ein Pils schmeckt nicht zum Schokoladenkuchen, aber dazu schmeckt ein dunkler Doppelbock. Man kann Bier mit Speisen genauso gut kombinieren wie Wein.

Westfalen hat eine lange Tradition als Bier-Region " wie bewerten Sie den Stellenwert heute?
Der Stellenwert steigt mit Sicherheit. Denn der Trend des bewussten Genießens hat jetzt endlich auch das Bier erreicht.

Auch in Westfalen gibt es immer mehr kleine regionale Brauereien: Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Dass lokale oder regionale Brauereien so einen Aufwind erfahren, hat sicherlich mit dem Geschmack zu tun, weil diese Biere häufig unverwechselbar sind. Die Biere der Großbrauereien haben sich demgegenüber geschmacklich sehr angeglichen, damit es alle trinken. Kleinere Brauereien kümmern sich eher um den Geschmack in der Region. Ein Beispiel dafür ist das Fiege-Pils aus Bochum. Diese Brauerei leistet es sich, ihr Pils so bitter zu machen, dass die eine Hälfte sagt, es schmeckt und die andere, es schmeckt nicht. Dadurch hat sie aber ein Alleinstellungsmerkmal und das zeichnet ein Bier aus.

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