Die Stadt Detmold bietet viel Grün und Wasser und ist die am geringsten versiegelte Stadt in Deutschland. Foto: Teutoburger Wald Tourismus/ D. Ketz
01.08.2024

Detmold ist spitze

Detmold hat beim bundesweiten Hitzecheck der Deutschen Umwelthilfe am besten abgeschnitten. Dort gibt es die geringste versiegelte Fläche aller untersuchten Städte.

Hitze ist vor allem in Städten ein Problem. Zu viel Beton und zu wenig Grün lassen die Temperaturen in die Höhe schnellen, wenn im Hochsommer die Sonne vom Himmel strahlt. In Detmold sieht das anders aus. In der Stadt in Lippe sind nur etwa 35 Prozent der Flächen versiegelt. So wenig wie in keiner anderen der 190 in der Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) untersuchten Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern. Bundesweit liegt der Versiegelungsgrad im Durchschnitt bei etwa 45 Prozent. Zudem gibt es in Detmold besonders viel Grün. Bürgermeister Frank Hilker freute sich über die Nachricht: Das Ranking sei eine Bestätigung „unseres Kurses, mit Augenmaß mit dem Flächenverbrauch in der Stadt umzugehen und heute schon an die Auswirkungen aktueller Entscheidungen auf morgen zu denken. Das spiegelt sich nicht zuletzt in unserer Nachhaltigkeitsstrategie.“

Aktuell laufen in Detmold die Planungen zum „Grünen Band“, das zukünftig zentrale und historische Orte über mehrere Kilometer mit einer Grünfläche verbinden soll. Wichtiger Bestandteil sind dabei „Pocketparks“, kleine öffentliche Grünflächen, die oft auf zuvor versiegelten Flächen entstehen.

Hattingen ist in den Top 5

Auch Hattingen weist mit etwa 38 Prozent einen geringen Versiegelungsgrad auf und liegt im Ranking bundesweit auf dem fünften Platz. Ein Viertel des 72.000 qm großen Stadtgebietes besteht in Hattingen aus Wald. Die unmittelbare Nähe zur Ruhr und die „Elfringhauser Schweiz“ im Stadtgebiet sind dabei ein Standortvorteil. Doch die Stadt stößt auch immer wieder Projekte an, mit denen versiegelte Flächen verschwinden. So wurde unlängst ein Parkplatz in der Innenstadt umgestaltet. Man habe dort 23 Bäume gepflanzt und ehemals versiegelte Flächen zu Grünflächen gemacht, so Stadtsprecherin Susanne Wagemann gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. Zudem werde die Dachbegrünung in Hattingen zunehmend ein Thema. Selbst bei der Farbwahl von neuen Straßen (Asphaltfächen) werden wenn möglich helle Mischungen verwendet, die sich weniger stark erwärmen.

Hitzepaten in Bielefeld

Mit knapp 49 Prozent versiegelter Fläche bildet Rheine das Schlusslicht in der Liste der untersuchten westfälischen Städte, und bekommt von der DUH die gelbe Karte. Die in der Studie analysierten Faktoren seien bei dem komplexen Thema Klimaschutz aus Sicht der Stadt Rheine zu eng gedacht, so Rheines Pressesprecherin Michaela Hövelmann. Vielmehr müsse sich die Stadt einer Vielzahl von Themenfeldern widmen, um dem Klimaschutz und damit einhergehend auch der Klimafolgenanpassung breitflächig entgegenzutreten. 

Rheine hat dazu bereits einige Maßnahmen angestoßen, zum Beispiel die Erstellung eines Hitzeaktionsplans. Außerdem soll es zeitnah ein Online-Beteiligungsformat zu den Themen heiße/ kühle Orte sowie Trinkwasserspender geben. Und das zurzeit im Bau befindliche Europa-Viertel sei ein innovatives Leuchtturm-Projekt für klimaangepasste Wohnquartiere: „Ein wesentlicher Baustein ist die Entwässerung nach dem Schwammstadtprinzip“, so die Sprecherin weiter. Dabei wird das Regenwasser möglichst lange in dem Gebiet zurückgehalten, um zum einen für ein gutes Mikroklima und eine hohe Verdunstungsrate zu sorgen und zum anderen die Grundwasserbildung zu fördern.

Die Klimakrise

Die Klimakrise trifft auch Westfalen. Was unternehmen Kommunen, welche Impulse kommen aus der Forschung, um gegenzusteuern?

Auch andere Städte in der Region suchen im Rahmen spezieller Hitzepläne nach praktikablen Lösungen für heiße Tage. In Bielefeld können sich Bürgerinnen und Bürger melden, die ältere Menschen in heißen Perioden betreuen möchten. „Wir wissen, dass es bei vielen alleinstehenden älteren Menschen eine Versorgungslücke gerade bei Hitzewellen gibt“, sagt Dirk Cremer, zuständig für Gesundheitsförderung und Prävention im Gesundheitsamt der Stadt Bielefeld. Diese älteren Bürgerinnen und Bürger benötigen unkomplizierte Hilfe etwa beim Einkaufen an heißen Tagen oder beim Lüften der Wohnung. Das Projekt „Hitzepaten“ ist in diesem Jahr gestartet. Nach zwei Informations- und Schulungsveranstaltung hat die Stadt bereits 25 freiwillige Helferinnen und Helfer auf ihrer Liste.

Die Aktion ist gekoppelt an das Hitzetelefon. Seniorinnen und Senioren können sich dort registrieren. Sie erhalten dann bei bevorstehenden Hitzewellen einen Anruf, der sie über die richtigen Verhaltensweisen informiert und gegebenenfalls auch einen Hitzepaten vermitteln kann.

Versiegelung nimmt weiter zu

Bundesweit wachsen die versiegelten Flächen in den Städten weiter. Das kritisiert die DUH in ihrer Studie. „Der anhaltende Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend. Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen. Die Bundesregierung muss jetzt wirksame Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel bundesweite Standards für die Begrünung von Schulhöfen vorzuschreiben. Wir fordern verbindliche Grünanteile auf kommunaler Ebene und Umbau statt Neubau“, sagt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Aktuell werden in Deutschland täglich über 50 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr versiegelt, dies entspricht pro Jahr einer Fläche der Stadt Hannover, so die DUH.

jüb, wsp

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