Vier Spiele der Fußball-Europameisterschaft werden im Sommer in Gelsenkirchen ausgetragen. Foto: Karsten Rabas/Stadt Gelsenkirchen
07.06.2024

Die EM kann starten

Die Vorfreude, aber auch die Spannung steigt: In einer Woche beginnt die Fußballeuropameisterschaft in Deutschland. Die westfälischen Spielorte und Gastgeber-Städte freuen sich besonders auf das Fußballfest. 

In Iserlohn, Kamen, Gelsenkirchen, Dortmund oder auch Bad Lippspringe spielt in diesen Tagen auch die Hoffnung mit, dass sich die Europameisterschaft auch finanziell positiv bemerkbar macht. Die hohe Aufmerksamkeit für den Fußball soll auch die Städte als Spielorte und Gastgeber für die Mannschaften in das Sichtfeld zahlreicher Touristen auch außerhalb des Sports bringen. Wenn die Fans einen guten Eindruck mit nach Hause nehmen, könnten weitere Touristen folgen, so die Erwartungen.

Vor allem die Gastronomie- und Hotelleriebetriebe profitieren von den Gästen aus ganz Europa. So meldet die Stadt Gelsenkirchen, dass sämtliche Hotels in und um den EM-Spielort ausgebucht sind. Die Fans können lediglich noch Zelt- und Campingstellflächen im Revierpark Nienhausen und oder auf der Zeche Ewald in Herten buchen. Für beide Standorte gilt: Schnell sein, um sich eine der Übernachtungsmöglichkeiten zu sichern, so die Stadt.

Hohe Aufwendungen für EM-Aktionen

Gelsenkirchen als Stadt, die in zahlreichen Rankings oft am Ende der Tabelle rangiert, will sich von ihrer besten Seite zeigen. Das muss sie weitestgehend alleine stemmen. Die Uefa unterstützt lediglich beim Public-Viewing in der Fanzone im Nordsternpark und an der Trabrennbahn. Hierfür stellt der Europäische Fußballverband die LED-Leinwände zur Verfügung. Den Großteil der Aufwendungen rund um die EM muss die Stadt selbst bestreiten. Dafür hat sie bisher rund 20 Millionen Euro in die Hand genommen.

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Das Geld sei gut investiert, so Wilhelm Weßels, Leiter des EM-Büros der Stadt und Geschäftsführer der Stadtmarketinggesellschaft Gelsenkirchen (mbH) (SMG): „Gelsenkirchen hat viel davon. Die Bilder werden nach ganz Europa sogar weltweit übertragen, schließlich ist die EM das drittgrößte Sportereignis der Welt.“ Man wolle dabei Bilder transportieren, die zeigten, dass der Strukturwandel erfolgreich gelinge – etwa mit dem Nordsternpark und dem angrenzenden Amphitheater.

Positives Image verbreiten

Die Stadt will mit Hilfe der EM ihr Image als Ranglistenschlusslicht aufpolieren und hat auch in Infrastruktur investiert, von der die Bürger dauerhaft profitieren. Einige geplante Investitionen wurden im Vorfeld des Fußballturniers vorgezogen. Und auch finanziell soll einiges hängen bleiben. Jeder Stadionbesucher lasse zwischen 300 und 500 Euro brutto in der Stadt, rechnet Wessels vor. Zieht man davon die Ausgaben für den Eintritt ins Stadion ab, bliebe immer noch ein beachtlicher Betrag hängen. Bei vier Spielen in Gelsenkirchen und rund 50.000 Fans im Stadion komme da schon einiges zusammen.

Auch die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen rechnet mit positiven wirtschaftlichen Auswirkungen. Sie bezieht sich auf eine Untersuchung aus dem Jahr 2020, wonach der regionale Ertrag für Verzehr und Anreise in der Stadt Bremen bei einem Bundesligaspiel je Zuschauer rund 21 Euro beträgt. Der Kauf von Tickets und Fanartikeln bleibe bei der Berechnung unberücksichtigt. Auch Übernachtungen wie bei der EM fallen bei Bundesligaspielen in der Regel nicht an. „Umgerechnet auf die vier EM-Spiele in der Veltins-Arena mit je 50.000 Besuchern wären das mehr als vier Millionen Euro“, überschlägt Dr. Jochen Grütters, Standortleiter Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen.

Grüner Teppich für die Fußballfans

Einige Kilometer weiter östlich in Dortmund haben die Verantwortlichen für die Fans den grünen Teppich ausgerollt. Er führt über mehr als dreieinhalb Kilometer vom Hauptbahnhof quer durch die Stadt bis hinaus zum Stadion. Pro Spieltage werden rund 100.000 Besucherinnen und Besucher in der Westfalenmetropole erwartet. Sie sollen in Gastronomie- aber auch Handelsgeschäft für einen Umsatzzuwachs sorgen.

Dortmund hat den grünen Teppich ausgerollt. Foto: Stadt Dortmund

Dortmund hat den grünen Teppich ausgerollt. Foto: Stadt Dortmund

In Bad Lippspringe wird die französische Nationalmannschaft um Superstar Kylian Mbappé ihr Basecamp aufschlagen. Schon durch die Ausrichtung der Landesgartenschau 2017 habe der Standort eine neue Relevanz für den Tourismus erhalten, sagt Matthias Hack, der unter anderem Sprecher der Gartenschau ist. „Der Aufenthalt der französischen Fußball-Nationalmannschaft ist eine sehr gute Möglichkeit, um die Vorzüge der Stadt einem breiten Publikum bekannter zu machen“, sagt Hack.

Die Stadt hat sich mit Wimpelketten und Fahnen der EM-Teilnehmer herausgeputzt. Außerdem gibt es einen Frankreichtag (16.6.). Übrigens: Eine Förderung für den Innenstadtschmuck oder die Aktionen gibt es von Seiten der UEFA als Ausrichter des EM-Turniers nicht. „Wir erhalten keine finanzielle Unterstützung, sondern organisieren und finanzieren unsere Aktivitäten aus eigenen Mitteln“, so Hack. Die Vorfreude auf die EM und das französische Team schmälert das aber nicht.

Jürgen Bröker, wsp

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