
„Die Erfindung Westfalens“
Eine wertvolle Handschrift aus dem Spätmittelalter ist ab dem 27. April in einer Sonderausstellung im Museum Abtei Liesborn in Wadersloh zu sehen.
Die Schau „Die Erfindung Westfalens. Bernhard Wittes Historia Westphaliae und das Kloster Liesborn um 1500“ wird im Rahmen des Jubiläumsjahres „1250 Jahre Westfalen“ präsentiert. Im Mittelpunkt steht die „Westfalengeschichte“, die der Mönch Bernhard Witte im Liesborner Kloster verfasst hat. Das handgeschriebene und mit Zeichnungen illustrierte Buch gilt als älteste zusammenhängende Geschichtsdarstellung der Region, verfasst in der mittelalterlichen Tradition einer Weltchronik von der Sintflut bis zum Jahre 1520. Lange galt das Originalwerk der „Historia Westphaliae“ als verschollen. Dank einer detektivischen Forschungsarbeit konnte der derzeitige Besitzer 2023 gefunden werden. Er stellt es dem Museum als Leihgabe zur Verfügung.
Die Sonderausstellung ordnet die Chronik und ihre Entstehung im Umfeld des Klosters Liesborn ein. Selten oder noch nie gezeigte Objekte zur Geschichte des Liesborner Klosters sind ebenfalls zu sehen, darunter ein klappbares Modell (1:2) des nicht mehr komplett erhaltenen Liesborner Hochaltars mit Reproduktionen der noch vorhandenen Tafeln, die sich in der National Gallery in London und im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster befinden. Der vom sogenannten „Meister von Liesborn“ gestaltete Altar entstand zu Wittes Lebzeiten.
Bücherspur durch die Jahrhunderte
Zum zentralen Objekt der Ausstellung – zur Handschrift von Bernhard Witte – führt eine „Bücherspur“ von Werken, die der Autor bei seiner Abfassung der Chronik benutzt hat. Weitere ebenfalls gezeigte Publikationen des 16. bis 18. Jahrhunderts nahmen in späteren Zeiten auf Wittes Geschichtswerk Bezug.

Die Ausstellung „Die Erfindung Westfalens – Bernhard Wittes Historia Westphaliae und das Kloster Liesborn um 1500“ entführt in die Abtei vor 500 Jahren. © Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf, Foto: Mara Woltering
„Auf diese Weise soll deutlich werden, dass Bernhard Witte nicht für sich alleinsteht“, erläutert Museumsleiter Dr. Sebastian Steinbach, „Er ist Teil einer Reihe von Werken, in denen der geographische Raum Westfalen und die Menschen, die hier lebten, immer wieder neu gedacht und verstanden wurden.“
Teil des Jubiläumsprogramms
Ein Anlass für die Sonderausstellung ist das 1250-jährige Jubiläum der Region Westfalen. Die LWL-Kulturstiftung fördert mit einem Kulturprogramm 44 Projekte und mehrere hundert Veranstaltungen im Festjahr. Es geht darum, verschiedene Perspektiven auf die Region und ihre Geschichte zu zeigen. So soll die Liesborner Schau die Bedeutung und den Einfluss der Klöster in Westfalen veranschaulichen.
„Westfalen war nicht einfach da, es wurde immer wieder neu gemacht. Die Ausstellung hier in Wadersloh ergänzt mit der Chronik Bernhard Wittes die zentrale Ausstellung „775 – Westfalen“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz um das älteste Geschichtswerk“, sagt Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung, und betont: „Diese unterschiedlichen Blickrichtungen und Schwerpunkte formen im Verbund unseres Kulturprogramms zum Jubiläum ein umfassendes Bild unserer Region.“
Die Sonderausstellung „Die Erfindung Westfalens. Bernhard Wittes Historia Westphaliae und das Kloster Liesborn um 1500“ läuft im Museum Abtei Liesborn bis zum 19. Oktober. Weitere Informationen finden Sie hier. Das Programm des Jubiläumsjahres „1250 Jahre Westfalen“ lesen Sie hier.
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