Foto: weitblick.medien, Heiko Marcher
25.02.2025

„Die Erfindung Westfalens“

Eine wertvolle Handschrift aus dem Spätmittelalter kehrt im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ für eine Sonderausstellung in das Museum Abtei Liesborn in Wadersloh zurück.

Der Mönch Bernhard Witte verfasste die „Westfalengeschichte“ um das Jahr 1500 im Liesborner Kloster. Das handgeschriebene und mit Zeichnungen illustrierte Buch gilt als älteste zusammenhängende Geschichtsdarstellung der Region, verfasst in der mittelalterlichen Tradition einer Weltchronik von der Sintflut bis zum Jahre 1520. Lange galt das Originalwerk der „Historia Westphaliae“ als verschollen. Dank einer detektivischen Forschungsarbeit konnte der derzeitige Besitzer 2023 gefunden werden. Er stellt es als Leihgabe für die Sonderausstellung „Die Erfindung Westfalens – Bernhard Wittes Historia Westphaliae und das Kloster Liesborn um 1500“ (27.04.-19.10.2025) zur Verfügung.

Präsentierten Bernhard Wittes "Westfalengeschichte" in Liesborn: Christian Thegelkamp (v. l., Bürgermeister der Gemeinde Wadersloh), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung), Dr. Olaf Gericke (Landrat des Kreises Warendorf), Dr. Georg Lunemann (Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung), Peter Scholz (stv. Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost) und Dr. Sebastian Steinbach (Leiter Museum Abtei Liesborn). Foto: weitblick.medien, Heiko Marcher

Präsentierten Bernhard Wittes „Westfalengeschichte“ in Liesborn: Christian Thegelkamp (v. l., Bürgermeister der Gemeinde Wadersloh), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung), Dr. Olaf Gericke (Landrat des Kreises Warendorf), Dr. Georg Lunemann (Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung), Peter Scholz (stv. Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Münsterland Ost) und Dr. Sebastian Steinbach (Leiter Museum Abtei Liesborn). Foto: weitblick.medien, Heiko Marcher

Einen ersten Blick auf das Buch ermöglichte Museumsleiter Dr. Sebastian Steinbach bereits jetzt: Das wertvolle Stück verfügt über einen Deckel aus Eichenholz, der mit braunem Rindsleder überzogen ist. Die darauf abgebildeten Personen sind allerdings nur schwer erkennbar. „Das Buch wurde intensiv genutzt. Viele Menschen hatten es in der Hand“, sagt Steinbach. Die Sonderausstellung ordnet die Chronik und ihre Entstehung im Umfeld des Klosters Liesborn ein. Selten oder noch nie gezeigte Stücke, wie eine hölzerne Madonna aus dem Spätmittelalter, werden ebenfalls zu sehen sein. Ein Anlass für die Sonderausstellung ist das 1250-jährige Jubiläum der Region Westfalen. Die LWL-Kulturstiftung fördert mit einem Kulturprogramm 44 Projekte und mehrere hundert Veranstaltungen im Festjahr. Es geht darum, verschiedene Perspektiven auf die Region und ihre Geschichte zu zeigen. So soll die Liesborner Schau die Bedeutung und den Einfluss der Klöster in Westfalen veranschaulichen. „Westfalen war nicht einfach da, es wurde immer wieder neu gemacht. Die Ausstellung hier in Wadersloh ergänzt mit der Chronik Bernhard Wittes die zentrale Ausstellung „775 – Westfalen“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz um das älteste Geschichtswerk“, sagt Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung, und betont: „Diese unterschiedlichen Blickrichtungen und Schwerpunkte formen im Verbund unseres Kulturprogramms zum Jubiläum ein umfassendes Bild unserer Region.“

Das Interesse an dem Westfalen-Jubiläum sei groß, sagte Dr. Georg Lunemann, Direktor des LWL und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung, in Wadersloh. „Wir sind begeistert von der großen Zahl und der Vielfalt der Teilnehmer. Große Museen, aber auch die freie Szene seien mit Projekten bei „1250 Jahre Westfalen“ vertreten. „Die Geschichte Westfalens ist wie eine große Wundertüte. Wir schauen rein“, kündigte Lunemann mit Blick auf das Programm an.

Mehr zum Programm des Jubiläumsjahres lesen Sie hier.

Annette Kiehl, wsp

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