Nasse Felder, niedergedrücktes Getreide – so sieht es derzeit in weiten Teilen Westfalen auf den Äckern aus. Foto: Jürgen Bröker
03.08.2023

Die Ernte muss warten

Der anhaltende Regen verzögert die Getreideernte in Westfalen. Überall in der Region ruhen die Erntearbeiten seit etwa zwei Wochen.

Normalerweise wären die Landwirte in Westfalen um diese Jahreszeit auf ihren Feldern und würden die Getreideernte einfahren. Doch vielerorts stehen Weizen, Roggen, Triticale (Mischung aus Weizen und Roggen) und Raps noch auf den Äckern. So konnten die Landwirte in Ostwestfalen-Lippe erst rund 40 Prozent der Getreide- und Rapsfelder abernten. Der Grund: Das schlechte Wetter macht eine Ernte unmöglich. Die Verzögerung hat Auswirkung auf Qualität und Ertrag.

Die bisher sehr kurzen Trockenperioden seien nicht ausreichend gewesen, damit das Getreide abtrocknen kann, so eine Sprecherin des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV). Durch Unwetter wurde das Getreide mancherorts zudem auf den Boden gedrückt. Das führt zu Problemen. „Weil Lagergetreide in Bodennähe oft feucht ist und nach Regen auch schlechter abtrocknet, beginnen die Körner bereits auf dem Halm zu keimen und auszuwachsen. Auf einigen Ackerflächen sieht man auch Stroh, welches dort seit Wochen im Wasser vor sich herschimmelt. Das ist als Futter oder Einstreu für die Ställe nicht mehr zu gebrauchen“, erklärt Landwirt Thomas Föing aus Borken.

Befahren der Felder unmöglich

Je länger der Regen andauert, desto mehr leide auch die Qualität besonders bei Weizen und Roggen, heißt es weiter. Getreide von schlechterer Qualität kann aber nicht mehr zu Mehl für Brot und Brötchen verarbeitet, sondern nur noch als Tierfutter genutzt werden. Dafür ist jedoch der Marktpreis geringer, heißt es vom WLV. Der Landregen durchfeuchtet die Böden. Das ist nicht nur schlecht. „Für den Wasserhaushalt in unseren Böden und auf den Feldern ist der Regen wichtig und wertvoll. Doch diese Mengen können wir mit Blick auf die Getreideernte nicht gebrauchen“, erklärt Hermann Dedert, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford-Bielefeld.

Weil die Äcker durch den Regen immer weicher werden, können sie mit den landwirtschaftlichen Maschinen, die für die Ernte benötigt werden, nicht befahren werden. Die Bauern in der Region stehen täglich in den Startlöchern. „Sobald es wieder trocken ist und die Getreidekörner auch entsprechend abgetrocknet sind, geht es mit der Ernte los“, sagt Susanne Schulze Bockeloh, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster. Für die nächsten Tage sind aber zunächst weitere Regenfälle angekündigt.

Gerste- und Grasernte fällt gut aus

Doch nicht alle Feldfrüchte leiden unter dem feuchten Wetter. Dem Mais, wenn er auf leichteren Sandböden steht, kommen die Regengüsse zugute. Dort, wo das Wasser allerdings nicht so gut abfließen kann, ist es auch dem Mais zu nass. Für Gerste und die Grasernte sieht die Erntebilanz ganz gut aus. Die Gerste konnte fast überall vor den Regengüssen eingebracht werden. Die Ernteerträge seien zufriedenstellend, heißt es etwa aus dem Kreisverband Borken des WLV. Gleiches gelte für die Grasernte. Auch Zuckerrübe und Kartoffeln entwickeln sich gut.

jüb/wsp

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