29.05.2012

„Die Region hat viel mehr zu bieten“: Wolfgang Schäfer von der Stiftung Westfalen Initiative zur Schulbuchstudie des LWL

Westfalen (wh). Die kürzlich vorgestellte Schulbuch-Studie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigt: Schüler in NRW lernen viel über das Rheinland und nur wenig über Westfalen, das zudem in vielen Erdkundebüchern als provinziell dargestellt wird. Für die Westfalen Initiative, die sich seit Jahren für eine Stärkung der Identität in der Region einsetzt, sind diese Ergebnisse "ernüchternd", wie Geschäftsführer Wolfgang Schäfer im Interview sagt.

Herr Schäfer, was ist dagegen einzuwenden, dass in Schulbüchern bei den Themen Landwirtschaft und Tourismus vor allem Beispiele aus Westfalen vorkommen?
Wolfgang Schäfer: Dagegen ist gar nichts einzuwenden. Ernüchternd ist nur, dass sich die Bücher auf diese Themen beschränken, obwohl Westfalen viel mehr zu bieten hat: Von Wirtschaftsbetrieben mit weltweiter Ausstrahlung über einzigartige Kultureinrichtungen bis zu einer vorbildlichen Hochschullandschaft. Diese Standortfaktoren müssen kommuniziert werden, um Westfalen für potentielle Arbeitnehmer attraktiv zu machen. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat bei einer Veranstaltung der Westfalen Initiative gesagt, dass die mittelständische Industrie in Westfalen gemessen an der Bruttowertschöpfung ein sehr viel größeres Gewicht hat, als das im Rheinland der Fall ist. Dementsprechend muss die Region dargestellt werden &iqueiquest; auch in den Schulbüchern.

Spielt denn für Schüler eine Unterscheidung zwischen dem Rheinland und Westfalen eine Rolle?
In der Tat wird Westfalen auch bei jungen Menschen manchmal nur eingeschränkt als räumliche Einheit wahrgenommen. Subregionen wie das Münsterland oder das Sauerland spielen da eine größere Rolle. Auch wir halten die Teilregionen für sehr wichtig, aber wenn sich Westfalen als starker und attraktiver Wirtschaftsstandort präsentieren will, sind diese Einheiten zu klein.

Warum gibt es noch die Vorstellung, Westfalen sei das dörfliche Hinterland NRWs?
Eine wissenschaftliche Untersuchung von Heribert Meffert aus dem Jahr 2003 hat gezeigt, dass auch die Selbstwahrnehmung der Westfalen von Themen wie Landwirtschaft und Natur bestimmt ist und nicht etwa von Industrie und moderner Dienstleistung. Wenn dieses Bild bereits in der Schule vermittelt wird, ist es kein Wunder, dass sich diese Vorstellungen verfestigen. Die Westfalen-Initiative wird weiter mit Nachdruck daran arbeiten, dieses falsche Bild von Westfalen zurecht zu rücken.

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