
Die Stadt als Bühne
Mit dem „Micro!Festival“ in Dortmund und dem „Welttheater der Straße“ in Schwerte feiern zwei Straßentheaterfestivals in Westfalen ihr 30-jähriges Bestehen. Von Artistik über Pantomime bis hin zu Schauspiel reicht die Bandbreite.
Am Freitag und Samstag, 11. und 12. August, wird das „Micro!Festival“ in der Dortmunder Innenstadt gefeiert. Entstanden bei einem Straßenfest im kleinen Rahmen – daher der Name „Micro!Festival“ – zählt es längst zu den großen und traditionsreichen Festen für Fans der kleinen Kunst unter freiem Himmel. 30 Acts plus weitere „Specials“ sind mitten in der Stadt unterwegs. „Wir bieten eine Vielfalt von kuriosen Walking Acts und experimentellen Angeboten bis hin zu Weltmusik und Shows auf der großen Bühne“, sagt die Festivalleiterin Katrin Gellermann und betont: „Es ist uns wichtig, einen Beitrag zum weltoffenen Dortmund zu leisten und internationale Künstler in die Stadt zu holen.“ Auf dem Festivalprogramm stehen unter anderem Musik aus Finnland mit der Band Uusikuu und die estnische Artistin Anna Krazy, die zeitgenössische Zirkuskunst präsentiert. Das auf Maskentheater spezialisierte Ensemble Theater Fragile hat seinen Sitz in Detmold, während das Artistinnen-Duo Cia Rampante aus Argentinien stammt und in Dortmund die Tanz- und Akrobatikshow „Rococó“ präsentiert.
„Welttheater der Straße“ in Schwerte
Schwerte fiebert der 30. Ausgabe des Festivals „Welttheater der Straße“ noch entgegen; am 26. und 27. August ist es soweit. Festivalleiter Holger Ehrich, der selbst als Künstler auf kleinen wie großen Bühnen Erfahrung gesammelt hat, erzählt, dass das Schwerter Festival zu den Pionieren in Sachen Straßentheater zählte. „In Deutschland fand Straßentheater damals oft eher zur Unterhaltung bei Stadtfesten statt. Mittlerweile hat sich ein eigenes Genre entwickelt, das Bestandteil von Theaterfestivals wie den Ruhrfestspielen ist.“

Das belgische Theater Tol war 2017 zu Gast beim „Welttheater der Straße“ in Schwerte. Foto: Bernd Schmuck
Das Publikum muss für den Besuch der Straßentheaterfestivals keine Karte kaufen. Manche Zuschauer kommen Jahr für Jahr gezielt zu den Vorstellungen, berichten die Festivalleitungen aus Dortmund wie aus Schwerte. Gleichzeitig treffen die Künstler rund um ihre Bühnen auf Passanten oder auch auf Jugendliche, die dort ihren Treffpunkt haben. „Wir gehen mit dem Theater an Orte, an denen sich Menschen ohnehin aufhalten. Die Künstler binden die Plätze in ihre Auftritte ein und ermöglichen neue Perspektiven auf vermeintlich Bekanntes“, schwärmt Ehrich. So lädt die niederländische Kompanie „Shakespeare Take Away“ entlang der Ruhr in Schwerte zu einem theatralem Spaziergang zum Klassiker „Macbeth“ ein. In Dortmund ermöglichen zu drei Seiten offene „Cube“-Bühnen einen unmittelbaren Kontakt zwischen Künstlern und Publikum. Diese Bühnenwürfel wurden während der Corona-kompatiblen Festivalausgabe 2021 erstmals eingesetzt, berichtet Festivalleiterin Katrin Gellermann: „Die Erfahrungen waren so positiv, dass wir dieses Format weiter nutzen.“
Überhaupt Corona – nach dem ersten Lockdown mit der Absage der Festivals erlebte das Straßentheater eine Renaissance, berichtet Ehrich vom „Welttheater der Straße“. „Es gibt keine Schwelle hin zu einem Innenraum. Das hat uns den Neustart erleichtert und den Künstlern auch eine neue, gestiegene Wertschätzung beschert.“
Hier finden Sie die Programme des „Micro!Festivals“ in Dortmund und des Festivals „Welttheater der Straße“ in Schwerte.
aki, wsp