Das Gelände vor dem Peters-Behrens-Bau in Oberhausen wurde an zwei Abenden symbolisch geflutet. Die Kunstinstallation "Waterlicht" von Daan Roosegaarde, hier eine Aufnahme einer Performance aus dem Jahr 2015, erinnert an steigende Wasserspiegel. Foto: Daan Roosegaarde, WATERLICHT, Schokland, 2015 © Studio Roosegaarde
05.11.2021

„Diese Orte können mehr“

Die 16 Industriemuseen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) gehen neue Wege. Auftakt ist das Medienkunstfestival Futur 21, das an diesem Wochenende startete. Im Interview spricht LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger über das Festival und die Neuausrichtung der Industriemuseen in NRW.

Frau Rüschoff-Parzinger, digitale Kunst trifft im Festival auf historische Orte, wie passt das zusammen?
Die Industriemuseen in Westfalen und im Rheinland bieten wirklich tolle Kulissen für Medienkunst, aber es geht im Festival Futur 21 um viel mehr. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind hochinteressiert und begeistert, sich mit dem ganz speziellen Charakter dieser authentischen Orte zu beschäftigen und mit ihren Werken daran anzuknüpfen. So erforscht zum Beispiel Tristan Schulze in seiner Arbeit „LUCID“ für das LWL-Industriemuseum Textilwerk Bocholt, wie kreative Interaktionen zwischen Menschen und Maschinen in Zukunft aussehen könnten. Ein Apparat entwickelt dann mithilfe künstlicher Intelligenz Webmuster. Besucherinnen und Besucher können diesen Prozess mitgestalten.

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Foto: LWL

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Foto: LWL

Das Festival mit insgesamt 32 digitalen Kunstwerken und Lichtinstallationen, interaktiven Spielen und Audio-Walks soll richtungsweisend für die Entwicklung der Industriemuseen sein.
Futur 21 setzt ein Zeichen dafür, dass die Industriemuseen nach vorn blicken. Die Häuser haben sich bislang in Ausstellungen und Programmen vor allem als Orte präsentiert, die in die Geschichte der Regionen schauen. Mit diesem Konzept waren die Museen Pioniere und haben gute Arbeit geleistet. Die Gesellschaft hat sich jedoch gewandelt und daher soll es in Zukunft stärker um Fragen gehen, die uns heute und auch morgen beschäftigen, zum Beispiel die Energiewende. Mein Ziel ist es, dass die Industriemuseen nach wie vor eine Relevanz für die Gesellschaft haben und auch mit großen Sonderausstellungen strahlen.

„Vermittlungsarbeit wird digitaler werden“

Die Industriemuseen sind als Ausflugsziele bekannt und beliebt. Wird das so bleiben?
Häuser wie die Zeche Zollern in Dortmund begeistern mit ihrer Architektur und dem schönen Umfeld. Diese Orte können aber mehr, und das wollen wir zeigen, zum Beispiel jetzt mit den Medienkunstwerken. Hochkarätige Sonderausstellungen sollen in Zukunft zusätzliche Anziehungspunkte in den Museen bilden. Auch die Vermittlungsarbeit wird sich wandeln und digitaler werden. Die Industriekultur ist sehr wichtig für NRW, und gerade deshalb wollen wir sie stärken und mit neuen Schwerpunkten vorangehen. Ausflugsziele bleiben die Museen natürlich nach wie vor.

Nun startet Futur 21. Auf welche Kunstwerke freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich zunächst einmal sehr, dass es uns gelungen ist, an den Industriemuseen, den traditionsreichen Stätten der Arbeit, mit dem Festival ein Zukunftsthema zu verorten. So hat sich zum Beispiel der niederländische Künstler Daan Roosegaard mit der Beziehung zwischen Menschen, Technologie und Raum beschäftigt. Seine Lichtinstallation „Waterlicht“, die in Oberhausen zu sehen ist, beschäftigt sich mit den steigenden Wasserspiegeln. Dieses Thema betrifft nämlich nicht nur Inseln und Küstenregionen, sondern ganz konkret auch das Ruhrgebiet, wo das Abpumpen des Grundwassers als Folge des Bergbaus eine wahre Ewigkeitsaufgabe ist.

Interview. Annette Kiehl, wsp

Weitere Informationen zum Festival Futur 21 finden Sie hier.

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