Hörsäle bleiben geschlossen
Die Universitäten in Westfalen starten in dieser Woche in das dritte Digital-Semester. Lehrveranstaltungen finden dort nur in Ausnahmefällen vor Ort statt. Schwierig ist das vor allem für internationale Studierende.
200 junge Menschen aus anderen Ländern wurden zum Semesterbeginn allein an der Universität Münster begrüßt – digital natürlich. Viele dieser Studierenden sind jedoch in ihren Heimatländern geblieben. So leben nur 40 von 120 Austauschstudierenden, zum Beispiel aus dem Erasmus-Programm, zurzeit in Münster, berichtet Hochschulsprecherin Kathrin Kottke: „Sie nehmen von zuhause aus online an den Lehrveranstaltungen teil. Das Kennenlernen von Campusleben und Kultur fällt da natürlich weg.“ Auch viele weitere ausländische Studierende, die an der Universität Münster eingeschrieben sind, bleiben an ihren Heimatorten. Umgekehrt nehmen 240 WWU-Studierende an einem Austauschprogramm teil. Die meisten von ihnen befinden sich zum Semesterstart an einer Universität im Ausland, auch wenn die Lehrveranstaltungen dort fast überall digital stattfinden, berichtet Kottke.
An der Universität Bielefeld hat sich das Rektorat unabhängig von den Infektionszahlen für das gesamte Semester auf ein Distanzmodell festgelegt. „Ob und wann eine Entspannung eintritt und wieder mehr in Präsenz möglich ist, können wir heute nicht absehen. Und doch fordern unsere Studierenden und Lehrenden Planungssicherheit ein“, begründet Rektor Gerhard Sagerer. Ein wichtiger Grund für die Entscheidung sei, dass viele Studierende aufgrund der Pandemie nicht in Bielefeld wohnen. Ein kurzfristiger Umzug in die Nähe der Hochschule könnte schwierig werden. Dies bestätigt auch Julius Troles, Referent für Hochschulpolitik beim AStA der Universität Bielefeld: „Das soziale Leben vom informellen Austausch im Seminar bis hin zum Hochschulsport kann nicht stattfinden. Zudem sind zahlreiche Nebenjobs weggefallen. Das alles hat dazu geführt, dass viele Studierende in ihrem gewohnten Umfeld am Heimatort bleiben.“ Damit sei ein wichtiger Faktor im Leben und Lernen der Studierenden weggefallen, bemerkt er.
Die Hörsäle bleiben auch an der Technischen Universität Dortmund geschlossen. Ein umfangreiches Corona-Testangebot soll jedoch praktische Kurse weitgehend ermöglichen. Davon profitieren rund 20 Prozent der mehr als 33.000 Studierenden, heißt es von der Universität. Die Tests können zuhause mit Videobegleitung durchgeführt werden. Auf dem Campus steht zudem ein großes Testzelt. Die TU Dortmund, die sich der Strategie der Initiative „No Covid“ angeschlossen hat, rechnet mit einem Bedarf von 100.000 Tests im Sommersemester.
Unterstützung in der Quarantäne
Die Fakultät für Chemie und Chemische Biologie hat bereits Mitte März in einem Pilotbetrieb mit den Testungen begonnen. Dort geht es vor allem darum, notwendige Laborpraktika zu ermöglichen. „Für die Studierenden ist es wichtig, nicht ein weiteres Semester durch abgesagte Praxisveranstaltungen zu verlieren“, sagte TU-Rektor Prof. Manfred Bayer bei der Vorstellung der Teststrategie. „Gleichzeitig müssen wir verhindern, dass die Infektionszahlen steigen und ein weiterer harter Lockdown nötig ist.“ Wichtig ist der Hochschule, dass transparent über den Anteil von Covid-Fällen informiert wird. Auch im Fall eines positiven Testergebnisses will die TU Dortmund die Studierenden unterstützen. So gibt es für Menschen in Quarantäne ein Beratungsangebot und eine psychologische Sprechstunde; Mitarbeiter und Studierende wollen durch Einkaufsdienste helfen. Dies sei vor allem für neu hinzugezogene Menschen wichtig, die nicht über ein soziales Netzwerk verfügen, heißt es von der Hochschule.
wsp