Kulturrat steht zu Zeche Zollern
Weil ein Teil der Ausstellung „Das ist kolonial“ des LWL-Museums Zeche Zollern in Dortmund samstagsvormittags für Schwarze, Indigene und nicht weiße Menschen reserviert ist, gibt es Diskussionen. Der Deutsche Kulturrat solidarisiert sich mit dem Museum.
„Künstlerische Experimente sind dafür da, sich an ihnen zu reiben, darüber zu streiten und vielleicht sogar neue Einsichten zu gewinnen. Das, was aber jetzt als Reaktion auf das Experiment in Dortmund passiert, ist absolut nicht hinnehmbar. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen des Museums werden bedroht, AfD-Politiker starteten eine perfide Kampagne gegen das Museum Zeche Zollern, die Polizei muss die Einrichtung schützen. Rechte Kräfte wollen die Kunstfreiheit einschränken, das dürfen wir nicht zulassen. Wir solidarisieren uns mit dem Museum und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann.
In den sozialen Netzwerken sieht sich die Zeche Zollern seit einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Video mit zahlreichen Kommentaren konfrontiert. Dem Museum wird darin unter anderem „Rassismus gegen Weiße“ vorgeworfen, weil es zu einer bestimmten Zeit darum bittet, dass weiße Menschen einen Raum nicht betreten sollen. Das Museum sagt, man wolle Menschen mit Rassismuserfahrung in der Ausstellung so einen geschützten Raum (Safer Space) bieten.
Museumsverband NRW solidarisiert sich ebenfalls
Auch der Museumsverband Nordrhein-Westfalen erklärte „seine uneingeschränkte Solidarität mit dem Mitgliedsmuseum LWL-Museum Zeche Zollern und insbesondere mit seinen Mitarbeitenden“. Und weiter: „Museen sind nicht nur Orte der Beschäftigung mit Geschichte und Gegenwart, sie bieten auch Raum zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemlagen und Ungerechtigkeiten. Alltagsrassismus wirkt leider immer noch nachhaltig in unsere Gesellschaft: Betroffenen Gruppen in Museen geschützte Räume zu geben, ist ein wichtiger Beitrag, diesen Missstand sichtbarer zu machen und Wege zur Aushandlung aufzuzeigen. Der Museumsverband Nordrhein-Westfalen ermutigt alle Mitglieder und Akteure des Museumssektors ihre demokratischen Werte und Haltungen zu verteidigen und sie in ihre Arbeit weiterzutragen.“
Das LWL-Museum versteht den Safer Space als Angebot an Schwarze, Indigene und nicht weiße Menschen (BIPoC). „Ein geschützter Raum wie in Dortmund ist die Bitte an die Besucher:innen, für wenige Stunden mehr Rücksicht auf Menschen zu nehmen, die das Thema Kolonialismus viel stärker berührt als andere. In der Regel reagieren unsere Besucherinnen und Besucher verständnisvoll. Wer trotz dieser Bitte zu dieser Zeit unsere Werkstatt besuchen möchte, wird daran nicht gehindert“, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.
Keine Ausgrenzung weißer Menschen
Der Safer Space wird an einem der sechs Ausstellungstage für vier Stunden angeboten. Und das bereits seit Beginn der Schau im März. Die Diskussion darum, ist aber erst in der vergangenen Woche aufgetreten. Aus Sorge vor Protesten war am vergangenen Samstag ein größeres Polizeiaufgebot vor dem Museum. Die Proteste blieben aber weitestgehend aus.
Aus Sicht von Barbara Rüschoff-Parzinger sind die Vorwürfe gegen das Museum, dass es weiße Menschen ausgrenzt, nicht haltbar. „Menschen, die auch in unserem Land Rassismus erleben, tun das sieben Tage die Woche. Wir dagegen bitten an vier Stunden in der Woche um größere Rücksicht, indem dieser geschützte Raum respektiert wird. Das kann man wirklich nicht gleichsetzen“, so die Kulturdezernentin.
Auswertung der Ausstellungswerkstatt folgt
In welchem Umfang der Safer Space von den angesprochenen Gruppen wahrgenommen wird, kann das Museum nicht sagen. „Da wir keine Einlasskontrollen in den Ausstellungsraum vornehmen, können wir keine konkreten Zahlen zur Nutzung des Safer Space nennen. Wir haben aber bisher zahlreiche positive Rückmeldungen von BIPoC zu dem Angebot erhalten. Eine Auswertung aller Formate, die wir in der Ausstellungswerkstatt erproben, erfolgt nach deren Abschluss ab Mitte Oktober“, so eine Sprecherin des Museums gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL. An dem Konzept soll bis dahin festgehalten werden, stellt sie klar: „Von Seiten des Museums gab und gibt es keine Überlegungen, das Angebot des Safer Space abzuschaffen.“ Über die Einrichtung eines Safer Space in der für 2024/2025 geplanten Ausstellung zum Thema „Postkoloniales Westfalen“ sei aber noch nicht entschieden.
jüb, wsp