14.04.2021

Distanzunterricht wird besser

Die Situation des Distanzunterrichts an deutschen Schulen hat sich seit dem ersten Lockdown vor einem Jahr verbessert. Es gibt aber weiterhin große Unterschiede zwischen den Schulen, zeigt eine Studie, an der TU Dortmund beteiligt ist.

Die Umsetzung des Distanzunterrichts sei zwischen Grund- und weiterführenden Schulen aber auch zwischen Schulen der gleichen Schulform zum Teil immer noch sehr unterschiedlich, teilt die TU Dortmund mit. „Während einige Schulen beispielsweise immer noch keinen Unterricht per Videokonferenz durchführen, findet an anderen Schulen, die über dieselben Lernplattformen verfügen, der Distanzunterricht bereits dem Stundenplan entsprechend statt“, sagt Prof. Ricarda Steinmayr, die mit ihrem Team für die TU Dortmund die Studie durchgeführt hat.

Für die Untersuchung wurden 3400 Eltern befragt. 30 Prozent von ihnen sagten, dass ihre Kinder mindestens zweimal pro Woche in den Fächern Deutsch und Mathematik Unterricht erhielten. Die Eltern äußerten auch Wünsche und Sorgen. Mehr Videokonferenzen für die Schüler und ein engerer Austausch mit den Lehrern stehen dabei ganz oben auf der Wunschliste. Sorgen bereitet ihnen die soziale Situation ihrer Kinder: Durch den Wegfall der sozialen Kontakte und der Freizeitaktivitäten sowie durch die Schulschließungen seien ihre Kinder belastet und sie selber durch die häusliche Beschulung gestresst.

Prof. Ricarda Steinmayr forscht und lehrt an der TU Dort­mund am Institut für Psy­cho­lo­gie der Fa­kul­tät Er­zie­hungs­wis­sen­schaft, Psy­cho­lo­gie und So­zio­lo­gie. Foto: TU Dortmund

Prof. Ricarda Steinmayr forscht und lehrt an der TU Dort­mund am Institut für Psy­cho­lo­gie der Fa­kul­tät Er­zie­hungs­wis­sen­schaft, Psy­cho­lo­gie und So­zio­lo­gie. Foto: TU Dortmund

Die Nachfolgestudie zeigt, dass es auch im zweiten Lockdown nicht gelungen ist, die Realisierung des Distanzunterrichts für alle Schülerinnen und Schüler zumindest bezogen auf die Quantität vergleichbar zu gestalten. Prof. Ricarda Steinmayr zieht daraus das Fazit: „Dies, in Kombination mit der hohen Belastung von vielen Eltern und deren Kindern aufgrund der häuslichen Beschulung, spricht dafür, dass es dringend an der Zeit ist, alle Möglichkeiten für den Präsenzunterricht während der Pandemie auszuschöpfen und Distanzunterricht lediglich als Ultima Ratio zu betrachten.“

Die Schwächsten sind besonders betroffen

Eine weitere Studie von Forschern aus Bochum und Osnabrück zeigt anhand von Analysen wöchentlicher Schulbefragungen, wie sich die Einschränkungen des Präsenzunterrichts im Jahr 2020 ausgewirkt haben: „Überproportional häufig mussten solche Schüler*innen in den Distanzunterricht, deren soziales, wirtschaftliches und wohnliches Umfeld genau dafür keine günstigen Voraussetzungen geboten hat“, so die verantwortlichen Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB).

Man könne deutlich erkennen, dass soziale Faktoren die Wirkung von Corona auf das Bildungsgeschehen beeinflussen, teilt die RUB mit. „Die Schwächsten zeigen eine größere Vulnerabilität. Daher muss Ungleiches auch ungleich behandelt werden. Sonst wird Bildungsungleichheit noch größer werden. Das Land NRW hat über den schulscharfen Sozialindex bereits einen Ansatzpunkt dafür“, sagt der Osnabrücker Bildungsforscher Christian Reintjes. Ungleiches ungleich behandeln meine vor allem, dass Schulen, die schwierigere Ausgangslagen haben, mehr Ressourcen zur Umsetzung von Förderunterricht oder für kleinere Klassen erhalten sollten, heißt es weiter.

wsp

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