Drei Frauen leiten Skulptur Projekte 2027
Die Skulptur Projekte 2027 werden erstmals von einem internationalen Kuratorinnenkollektiv geleitet. Damit beginnt in Münster eine neue Ära.
Im Sommer 2027 feiern die Skulptur Projekte ihr 50-jähriges Bestehen. Jetzt haben der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Münster als gemeinsamer Träger der internationalen Großausstellung die künstlerische Leitung der sechsten Ausgabe bekannt gegeben. Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović verantworten mit ihrem vor 25 Jahren in Zagreb gegründeten Kollektiv „What, How and für WHOM“ (WHW) die Ausstellung für zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum, die der Stadt Münster weltweit künstlerisches Renommee verschafft hat. Erstmals findet die Schau ohne den Mitgründer und langjährigen Kurator Kasper König statt, der bereits 2017 seinen Rückzug angekündigt hatte und am 9. August im Alter von 80 Jahren gestorben ist.
Als der international gut vernetzte Kunstexperte und „Münsterländer Skulpturen-Onkel“, wie er sich selbst gerne nannte, 1977 zusammen mit Klaus Bußmann – damals Kustos und später Direktor des heutigen LWL-Museums für Kunst und Kultur – die ersten Skulptur Projekte als eine Art Nachhilfeunterricht in Sachen zeitgenössischer Kunst startete, gab es monatelange Leserbrief-Diskussionen und massive Proteste und Anfeindungen seitens der Bürgerschaft, der Politik und der Lokalpresse. Inzwischen ist die Großausstellung zu einer der wichtigsten internationalen Veranstaltungen für zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum geworden.
„Seismograph ihrer Zeit“
„Die Skulptur Projekte sind als Seismograph ihrer Zeit zu verstehen. Sie sind in der Region und weit darüber hinaus ein einzigartiges Ereignis, das stark von aktuellen Entwicklungen in der Kunst und Zeitgeschichte beeinflusst wird. 2027 werden die Künstlerinnen und Künstler wieder unter veränderten Vorzeichen Projekte entstehen lassen: Themen wie Demokratie, Krieg, Ressourcen, Wachstum und Klima werden dabei sicherlich eine Rolle spielen“, machte Dr. Georg Lunemann, Direktor des LWL, deutlich.
Auch in ihrer sechsten Ausgabe werden die Skulptur Projekte widerständig sein. Was ist Kunst? Was darf sie? Was ist flüchtig, was nachhaltig? Wie kann Kunst im öffentlichen Raum die Fragilität von Demokratie, Ökologie und dem Zusammenleben thematisieren? Kann sie gegenseitigen Respekt und Selbstbestimmung stärken? „Mit WHW haben wir eine Leitung gefunden, die in der Lage ist, die Skulptur Projekte als Plattform für offene Diskussionen zu etablieren und konstruktiv auf die aktuellen globalen Herausforderungen einzugehen.“ erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Bei der Suche nach einer neuen Leitung wurden 120 Expertinnen und Experten zurate gezogen, die einer siebenköpfigen internationalen Findungskommission ihre Vorschläge unterbreiteten.
2027 werden die Skulptur Projekte wieder über 100 Tage lang Stadt und Region prägen. Hunderttausende Besucher aus der ganzen Welt werden erwartet. Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Ausstellung mit einer Million Euro.
Klaudia Sluka/ wsp