Drei Jahre König
Die Schützenfestsaison ist gestartet. Vereine und Königspaare freuen sich, dass die Feiern wieder möglich sind. Die Pandemie hat aber auch finanzielle Folgen für die Vereine.
Nach zwei Jahren Pandemie-Pause warten vielerorts die Könige von 2019 auf Ablösung. „Ich bin sehr froh, dass sich alles normalisiert und wir wieder ein Schützenfest feiern können“, sagt Matthias Schreiber. Seit 2019 ist er Schützenkönig der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Medebach. Wenn er im August von einem neuen Würdenträger abgelöst wird, ist ihm ein Eintrag in die Geschichtsbücher des Vereins sicher. Schließlich hat er dann gemeinsam mit seiner Königin Jessica Lehwark eine dreijährige Regentschaft hinter sich. Einen der Höhepunkte beim Fest hat er in dieser Zeit noch nicht erlebt. In Medebach beginnt das Schützenfest freitags mit einem Zapfenstreich. Dieser konnte wie alle anderen Festivitäten 2019 zum letzten Mal in traditioneller Form gefeiert werden.
Für zahlreiche Vereine ist die Normalisierung der Lage auch finanziell von großer Bedeutung. Die Ausrichtung der Feiern spült Geld in die Kassen. Gerade im Sauerland nehmen die Schützenvereine aber auch über die Vermietung ihrer Schützenhallen in den Sommermonaten an Ferienlager oder für andere Veranstaltungen zusätzliche Gelder ein. „Es gibt nicht wenige Vereine, die darüber den Unterhalt ihrer Hallen finanzieren“, sagt Thomas van Dyck, Vorstand und Hauptmann der Medebacher Schützen. Doch auch diese Einnahmen fielen 2020 und 2021 weitgehend aus. Allein in Medebach schlägt der Unterhalt der Halle mit 35.000 Euro jährlich zu Buche. „Wir hatten aber ein gutes Polster, von dem wir zehren konnten“, so van Dyck. Vor allem für kleinere Vereine sei die Lage aber schwieriger gewesen.
Es gibt auch Absagen
Manch ein kleiner Verein fährt sein Programm im ersten Jahr nach der Pandemie daher vorsichtshalber herunter. „Wir kennen Fälle in der Nachbarschaft, in denen man statt zwei Tagen nur einen Tag feiert“, sagt van Dyck. Der Schützenbund Westenheide aus Hamm-Herringen verzichtet sogar ganz aufs Fest, berichtet der Westfälische Anzeiger.
Trotz Einbußen und Engpässen hätten die Schützenvereine die Pandemie in den meisten Fällen in finanzieller Hinsicht überstanden, ohne ihre Liquidität zu verlieren, sagt Jonas Leineweber von der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. „Ein größeres Problem war aber die Gewinnung neuer Mitglieder, die in den Pandemiejahren in vielen Vereinen gegen Null ging oder im einstelligen Bereich lag.“ Der Grund: Neueintritte werden überwiegend über Veranstaltungen und Feste realisiert, die aber in den letzten zwei Jahren größtenteils ausgefallen sind. „Hier bleibt abzuwarten, ob die Jahrgänge der Jugendlichen, die in diesen Jahren eigentlich eingetreten wären, einen Beitritt nun nachholen oder dem Verein zukünftig fehlen werden“, so Leineweber.
Kommen die Festbesucher zurück?
Die nächsten Wochen müssen noch zeigen, ob Mitglieder und Besucher der Schützenfeste wieder bereit für eine normales Schützenfest sind. Daher beschäftigen die Vereine vor allem zwei Fragen, so Wissenschaftler weiter: „Wie gelingt es uns, unsere Mitglieder zu Vereinsaktivitäten zu motivieren und unsere Festbesucher für die anstehenden Veranstaltungen und Schützenfeste zu aktivieren?“
jüb/wsp