22.01.2021

Durststrecke für Bierbrauer

Gaststätten-Schließungen, Schützenfest-Absagen, keine Großveranstaltungen – für die Bierbrauer in der Region hat die Corona-Pandemie zu massiven Absatzverlusten geführt.

Obwohl die ersten beiden Monate des Jahres 2020 vielversprechend angelaufen seien, hätte der Lockdown mit seinen weitreichenden Restriktionen im In- und Ausland zu einem Absatzrückgang von 16,2 Prozent geführt, teilt die Warsteiner Brauerei auf Anfrage des WESTFALENSPIEGEL mit. Diese Entwicklung sei maßgeblich durch die Absagen von Großveranstaltungen wie der Fußball-Europameisterschaft und die Streichung von Festivals, Konzerten sowie Schützenfesten beeinflusst worden. Positiv entwickelte sich im inländischen Handel der Absatz der alkoholfreien Warsteiner Biere sowie der Radler.

Die Krombacher-Brauerei aus dem Siegerland schloss das Corona-Jahr für ihre Dachmarke mit einem Verlust von 4,8 Prozent ab. Trotz der signifikanten Verluste im Fassbierbereich, lief vor allem das Geschäft mit Flaschenbier äußerst stabil, heißt es aus dem Unternehmen. Ähnlich sieht es bei der Radeberger-Gruppe aus, zu der unter anderem die Dortmunder Biermarken Brinkhoff´s No.1 und Dortmunder Kronen gehören. Die Einbrüche im Außer-Haus-Markt seien massiv, erfreuliche Absätze im Lebensmitteleinzelhandel, bei Getränkeabholmärkten und Lieferdiensten hätten die Verluste aber teilweise kompensiert.

Flaschenbierverkauf federt Verluste ab

Auch die Veltins-Brauerei aus Meschede-Grevenstein konnte den historischen Ausfall des Fassbiergeschäfts mit einem deutlichen Zuwachs beim Flaschenbierverkauf abfedern: Der Gesamtausstoß lag bei 2,94 Millionen Hektolitern und damit um 3,5 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. „Wir agieren trotz der Biermarkt-Turbulenzen in einem ruhigen Fahrwasser und sehen in naher Zukunft wägbare Marktrisiken“, sagte Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber. In den rund 14.000 Gastronomiebetrieben verlor die Veltins-Brauerei im Fassbiergeschäft allerdings rund 56,3  Prozent des Ausstoßes.

Ein Braukessel in einer regionalen Brauerei. Foto: Jürgen Bröker

Ein Braukessel in einer regionalen Brauerei. Foto: Jürgen Bröker

„Die Situation ist dramatisch und in der Nachkriegszeit ohne Beispiel“, so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bunds (DBB), Holger Eichele. Demnach meldeten immer mehr mittelständische und handwerkliche Brauereien drastische und nicht selten existenzbedrohende Umsatzeinbrüche. „Je größer das Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft einer Brauerei, desto verheerender die Verluste“, so Eichele.

Branche ist besorgt

Die von Bund und Ländern ergriffenen Hilfsmaßnahmen für betroffene Brauereien reichten jedoch nicht aus, sind mehr als drei Viertel der vom Verband befragten Unternehmen überzeugt. Nur jeder zehnte Betrieb erklärte, dass die Unterstützung ausreichend sei, heißt es beim DBB weiter. Die Branche ist sehr besorgt, was die langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise angeht: 91 Prozent der Betriebe befürchten große Verluste durch eine Pleitewelle im Gastgewerbe.

Michael Huber von der Veltins-Brauerei rechnet damit, dass es nach dem Ende der Pandemie mindestens 30 Monate benötigen werde, „um die marktseitigen Unwuchten hinter sich zu lassen. Erst 2023 wird der Biermarkt wieder mit ganzer Kraft durchstarten.“

jüb/wsp

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin