In Detmold soll das Gebäude, in dem einst eine Synagoge war, abgerissen werden. Symbolbild: Peter Röhl/pixelio.de
21.07.2022

Ehemalige Synagoge vor Abriss

Einer ehemaligen Synagoge in Detmold droht der Abriss. Der Eigentümer will dort Parkplätze bauen. Immer mehr Organisationen fordern den Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes.

So schreiben die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) NRW sowie die Beratungsstellen ADIRA und SABRA, dass das inzwischen verfallene Gebäude „als besonderes Kulturerbe zu erhalten“ ist. Sie halten die Abrisspläne für „skandalös“. Das Gebäude sei ein bedeutendes Zeugnis der jahrhundertealten Geschichte Jüdischen Lebens in der Region, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.

„Ein Abriss ist mit der notwendigen Erinnerung an die Geschichte und Gegenwart Jüdischen Lebens in Deutschland – insbesondere vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus – nicht vereinbar. Daher unterstützen wir den Wunsch von Matitjahu Kellig, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Herford/Detmold, das Gebäude in ein lokalhistorisches Museum oder eine Begegnungsstätte umzuwandeln”, sagt Jörg Rensmann, Leiter von RIAS NRW.

Eine der ältesten nachgewiesenen Synagogen Norddeutschlands

Medien berichteten, dass zuvor schon Volker Beck, früherer Grünen-Politiker und Geschäftsführer des „Tikvah Instituts“, das sich mit Antisemitismus beschäftigt, in einem Brief an den Ministerpräsidenten NRWs Hendrik Wüst ein Einschreiten der Landesregierung gefordert hatte. Bei dem Gebäude handelt es sich um ein 1633 erbautes Fachwerkhaus, das bis Mitte des 18. Jahrhunderts von der jüdischen Gemeinde als Synagoge genutzt wurde. Damit zählt das Haus zu den ältesten nachgewiesenen Synagogen in Norddeutschland.

Ein Davidstern liegt auf einem Tora-Text. Foto: pixabay

Ein Davidstern liegt auf einem Tora-Text. Foto: pixabay

Eigentümer des ehemaligen Bethauses ist ein Rechtsanwalt, der bereits mehrfach Rechtsextreme vor Gericht vertreten habe, heißt es in Medienberichten. Er selbst sei 2002 wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Der Anwalt sei bereit, das Gebäude an die jüdische Gemeinde zu vermieten, wenn diese für die Sanierung aufkomme, berichtet der WDR.

Stadt will Gebäude kaufen

Die Stadt würde das Gebäude gerne zu einem marktüblichen Preis kaufen und hat dem Besitzer ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Herford/Detmold könne sich die Stadt vorstellen, dort eine Begegnungsstätte einzurichten, so ein Sprecher der Stadt Detmold gegenüber dem WESTFALENSPIEGEL.

Die Denkmalbehörde hat den Abriss untersagt. Der Anwalt hat dagegen Klage eingereicht. Diese wird aktuell vor Gericht verhandelt.

jueb/wsp

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