Ob in der Heimatpflege, im Sport oder in der Kultur: Es gibt ein großes ehrenamtliches Engagement in Westfalen, hier beim Heimatverein Jöllenbeck. Foto: Uwe Biermann/ Heimatverein Jöllenbeck e. V.
08.03.2022

Ehrenamt ist Milliarden wert

In NRW wird jedes Jahr freiwillige Arbeit im Wert von rund 19 Milliarden Euro geleistet, zeigt der neue Ehrenamtsatlas, den WestLotto auf Basis einer großen Umfrage erstellt hat. Ganz vorn mit dabei: der Hochsauerlandkreis.

Für die repräsentative Studie befragte das forma-institut im Januar 2022 10.647 zufällig ausgewählte Bürger ab 18 Jahren in NRW zum Thema „Ehrenamtliches Engagement“. Dabei zeigte sich, dass sich die Hälfte der Erwachsenen bürgerschaftlich engagiert – und das durchschnittlich 214 Stunden im Jahr. Den Top-Wert erreichte der Hochsauerlandkreis. Dort leisten 69 Prozent der Bürger einen Dienst für Vereine und Initiativen oder in einem Ehrenamt wie Schöffe oder Wahlhelfer. 

Die „Ehrenamtquote“, also der Anteil der bürgerschaftlich engagierten Menschen an der Gesamtbevölkerung, fällt besonders in ländlichen Räumen hoch aus. So engagieren sich im Sauer- und Siegerland, in Ostwestfalen, am Niederrhein und in der Eifel überdurchschnittlich viele. Im Ruhrgebiet und im Münsterland fällt hingegen der zeitliche Aufwand mit durchschnittlich 222 bzw. 255 geleisteten Stunden überdurchschnittlich hoch aus. Bürgerschaftliches Engagement hat einen hohen Wert – nicht nur ideell, zeigt der Atlas. Setzt man pro geleisteter Stunde einen Satz von zwölf Euro an, ergibt dies einen Milliardenbetrag. Dieser wirtschaftliche Gegenwert fällt im Ruhrgebiet mit 5,47 Milliarden Euro besonders hoch aus. Im Sauer- und Siegerland, wo der zeitliche Aufwand pro ehrenamtlich engagierter Person mit 183 Stunden pro Jahr niedriger ausfällt, sind es immerhin noch 1,55 Milliarden Euro. 

Rückgang in der Pandemie

Die Befragungen zeigen auch, dass das Engagement unter den Corona-Einschränkungen gelitten hat. Fast die Hälfte der Engagierten bringt seit dem Beginn der Pandemie etwas (22 Prozent) bzw. deutlich (24 Prozent) weniger Zeit für das Ehrenamt auf. Die Ehrenamtsforscherin Prof. Andrea Walter von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW hat die Studie wissenschaftlich begleitet. Sie hat den Rückgang des Engagements während der Pandemie erwartet. „Zum ersten Mal haben wir hierzu nun aber konkrete Zahlen für das Land NRW vorliegen – und diese sollten uns im Sinne des Ehrenamtes aufhorchen lassen“, so Walter. Sie fordert Städte und Gemeinden auf, das bürgerschaftlichen Engagement zu fördern. „Der Ehrenamtatlas zeigt anschaulich auf, wie sich das bürgerschaftliche Engagement in NRW auf Kreise und Regionen verteilt. Für Kommunen und Organisationen, die notwendige Rahmenbedingungen für das Ehrenamt schaffen, können die Daten als wertvolle Hilfe dienen“, sagt die Forscherin.

Lesen Sie mehr zum Thema bürgerschaftliches Engagement im WESTFALENSPIEGEL 06/2021 und in unserem Schwerpunkt hier.

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