Das erste Haus aus einem 3D-Drucker steht in Beckum. Foto: Peri
26.07.2021

Ein gedrucktes Haus

In Beckum im Münsterland steht Deutschlands erstes Haus aus dem 3D-Drucker. Nach etwa zehn Monaten Bauzeit ist es bezugsfertig.

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach hat das Haus am Montag (26.07.2021) offiziell eingeweiht „Die drei Ds – digital, dynamisch, druckfertig – sind in Beckum umgesetzt. Mit dem bundesweit ersten 3D-Druck-Wohnhaus wird positiver Druck in der Baubranche erzeugt: für innovatives Bauen mit neuen Techniken, für eine größere Attraktivität in Bauberufen und für moderne Architektur mit neuen Stilformen“, sagte die Ministerin.

In rund 100 Stunden reiner Druckzeit ist das zweigeschossige Einfamilienhaus mit insgesamt etwa 160 Quadratmetern Wohnfläche entstanden. Das Land NRW hatte den Bau mit 200.000 Euro aus dem Förderprogramm Innovatives Bauen unterstützt. Das neue Bauverfahren wurde bereits mit dem branchenübergreifenden „German Innovation Award“ 2021 ausgezeichnet.

„Bauen und Planen wird sich grundlegend ändern“

„Gemeinsam mit unserem Technologiepartner Cobod hat das Peri-Team gezeigt, dass die 3D-Betondruck-Technologie marktreif ist. Das Projekt in Beckum ist ein Meilenstein, der in der Branche vieles in Bewegung gebracht hat“, so Thomas Imbacher, Vorstand Innovation & Marketing der Peri-Gruppe, die den 3D-Druck umgesetzt hat. Große Düsen haben den Zementmörtel Schicht für Schicht aufgetragen. Vor allem die Vorbereitung war intensiv. Die Heizungs- und Kühlungsanlage sowie Smarthome-Leitungen und Lüftungsanlagen mussten im Vorfeld in den Druck mit eingeplant werden. Fehler hätten kaum korrigiert werden können, da der verwendete Mörtel extrem schnell aushärtet.

Geplant wurde das Gebäude vom Beckumer Ingenieur- und Architektenbüro Mense-Korte. Dazu erläutert Architekt und Miteigentümer Waldemar Korte: „Das Bauen und Planen wie wir es seit Jahrhunderten kennen, wird sich in vielen Bereichen grundlegend ändern – und wir sind dankbar, mit unserem gedruckten Haus einen entscheidenden Beitrag hierzu geleistet zu haben.“

Neue Impulse für die Baubranche

In dem neuen Bauverfahren werden viele Vorteile gesehen: So sei der 3D-Drucker flexibel und schnell einsetzbar. Dadurch verringerten sich auch die eingesetzten Ressourcen, so das NRW-Bauministerium. Außerdem verspricht man sich „Zeitersparnis und eine Verschlankung der Bauabläufe“. Ein weiterer Vorteil: aufwändige Arbeiten wie Wandrundungen können recht unkompliziert erledigt werden. „Jetzt gilt es, Erfahrungen mit dem Bauwerk zu sammeln und den Herstellungsprozess auf dem Markt zu etablieren, denn nur mehr Wohnraum sorgt für günstige Mieten. Der Druck darf nicht nachlassen, mit neuen Projekten allen in der Baubranche Tätigen ständig neue Impulse zu geben“, so Scharrenbach.

jüb/wsp

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