Koch Till Aldenhövel und Küchenhilfe Marina Sauerbier in der Integrationsküche Nordkirchen – einer von 170 Inklusionsbetrieben in Westfalen. Foto: Agentur Kopfkunst
10.03.2023

„Ein großes Plus“

Am 15. März 2023 findet in Dortmund die fünfte LWL-Messe der Inklusionsunternehmen in Dortmund statt. Westfalen ist Vorreiter in Sachen beruflicher Inklusion.

Salatteller und Hähnchenkeule zum Wochenbeginn, Kichererbsensuppe und Bratfisch am Freitag – der Speisenplan der Integrationsküche Nordkirchen unterscheidet sich kaum von anderen Großküchen. Doch das Unternehmen hat eine besondere Philosophie: „Zusammen ist einfach besser“ lautet das Motto des Inklusionsunternehmens mit rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, knapp ein Drittel davon haben eine Behinderung. Am 15. März präsentiert sich die Integrationsküche Nordkirchen bei der fünften LWL-Messe der Inklusionsunternehmen, die in Dortmund stattfindet. Mehr als 100 Betriebe sind dort dabei. Neben Workshops und Vorträgen gibt es auch eine Jobbörse, in der Unternehmen mögliche Bewerber zum ersten Kennenlernen einladen.

Integrationsküche stellt sich dem Wettbewerb

2016 wurde die Großküche in Nordkirchen gegründet. Ein Ziel von Geschäftsführer Thomas Pliquett war es, das Unternehmen wirtschaftlich solide aufzustellen und Kunden zu gewinnen. Schließlich steht es im Wettbewerb mit anderen Caterern. Gleichzeitig ging es darum, Menschen wie Torsten Wißmann eine berufliche Perspektive zu bieten. Der 41-Jährige ist aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zur Integrationsküche gewechselt und hat dort einen Arbeitsplatz, bezahlt nach Tarif. Der „Job“ bedeutet ihm viel: „Ich koche sehr gerne, deswegen finde ich meinen Job auch so gut.“ In der Integrationsküche arbeiten Menschen mit geistiger, psychischer und körperlicher Behinderung Seite an Seite mit Menschen ohne Handicap. „Wir schauen vor allem auf die individuelle Qualifikation“, sagt Pliquett, der auch Kaufmännischer Direktor des Trägers Vestische Caritas Kliniken ist.

Das Bistro "köstlich" der Integrationsküche Nordkirchen. Foto: Agentur Kopfkunst

Das Bistro „köstlich“ der Integrationsküche Nordkirchen. Foto: Agentur Kopfkunst

Michael Veltmann, Sachgebietsleiter für berufliche Integration beim LWL-Inklusionsamt Arbeit, betreut Unternehmen wie die Integrationsküche Nordkirchen. „Westfalen ist bundesweit ein Vorreiter in Sachen Inklusionsunternehmen“, berichtet er stolz. Es gibt 170 Betriebe, deren Belegschaft zu mindestens 25 Prozent aus Menschen mit Handicap besteht. Nirgendwo sonst in Deutschland gebe es ein derart großes Engagement von Unternehmen. Die Vielfalt der Inklusionsunternehmen in Westfalen ist groß. Sie reicht von der Brauerei bis zum Gewürzhandel und vom Golfplatz bis zum Floristikbetrieb. Gute Vorbilder seien wichtig für Unternehmen, die selbst Inklusionsbetrieb werden wollen, sagt der Experte. Finanzielle Förderungen federn den zusätzlichen Aufwand ab, den zum Beispiel eine längere Einarbeitungszeit mit sich bringt. Inklusion sei sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber ein großer Gewinn, erfährt Veltmann immer wieder bei Unternehmensbesuchen in der Region: „Der Wechsel von der Werkstatt in den regulären Arbeitsmarkt bringt Arbeitskräften mit Behinderung ein großes Plus an Selbstvertrauen. Die Unternehmen gewinnen besonders loyale und engagierte Mitarbeiter. Das hat gerade in Zeiten des Fachkräftemangels an Bedeutung gewonnen.“

Die LWL-Messe der Inklusionsunternehmen findet am 15. März von 9 bis 17 Uhr in der Messe Dortmund statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Weitere Informationen finden Sie hier.

Annette Kiehl, wsp

Dieser Artikel ist im WESTFALENSPIEGEL 1/2023 erschienen.

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