Ein in zwei Richtungen offenes Foyer steht im Mittelpunkt des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster. Foto: Zuzanna Kałużna / Staab Architekten
09.10.2024

Ein Haus für die Kunst

Vor zehn Jahren, am 19. September 2014, wurde das LWL-Museum für Kunst und Kultur am Domplatz in Münster neu eröffnet. Nach fünfjähriger Bauzeit stand das Flaggschiff des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wieder allen Besucherinnen und Besuchern offen. Lesen Sie hier einen Archivartikel aus dem WESTFALENSPIEGEL 04/2014.

Architektonisch ist es wohl die spektakulärste Museums-Neueröffnung des Jahres. Aber auch im Innern hat das Gebäude mit der markanten Spitze in der Innenstadt von Münster so viel zu bieten, dass ein einzelner Besuch mit Sicherheit nicht ausreichen wird. Werke aus 1000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte warten hier auf ihre Entdeckung. Einige Exponate aus der umfangreichen Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur werden jetzt erstmals gezeigt, andere gerade in ihrer Neupräsentation für so manche Überraschung sorgen. Von den „unglaublichen Schätzen“ der Sammlung zeigt sich nicht nur Dr. Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, beeindruckt. Gemeinsam mit anderen Museumsleitern und Kunstexperten aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden ist sie als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats, der den 48 Millionen Euro teuren Neubau und die Museumsplaner vor Ort mit Sachverstand begleitet hat, eine der Ersten, die das fast fertig eingeräumte Haus bereits von innen gesehen haben. Nach der Besichtigung herrschte einhellig nur großes Lob. Es mache Freude, sich durch die Räume zu bewegen, betont Dr. Peter Schneemann, Direktor des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Bern. Das LWL-Museum zähle schon jetzt zu den besten Museen Deutschlands, so Prof. Dr. Hartmut Krohm, ehemaliger Direktor der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen Berlin. 

„Architektur der Höfe“

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur öffnet sich zum Domplatz in Münster. Foto: LWL / Richters

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur öffnet sich zum Domplatz in Münster. Foto: LWL / Richters

Tatsächlich ist nach Plänen von Staab Architekten Berlin mitten in der Domstadt ein offenes Haus der Kunst  entstanden, mit dem man in Münster hoch hinaus möchte. Mit seiner einzigartigen Sammlung, seiner außergewöhnlichen Architektur und seinem Programm reiht es sich selbstbewusst ein in die erste Liga der Kunstmuseen. Mit Bibliothek, Buchhandlung, Vortragssaal, Museumsrestaurant und Internetangebot soll es zum Publikumsmagnet auch für junge Leute werden. Die Chancen stehen gut. Schon im letzten Jahr, als das helle Sandsteingebäude nach der Schlüsselübergabe drei Tage lang geöffnet hatte, standen mehr als 22.000 Besucher geduldig Schlange und wollten einen ersten Blick in die neuen Räume werfen. Vor allem das offene Foyer und die großen Fenster, die immer wieder überraschende Ein- und Ausblicke auf Stadt und Dom, aber auch ins Museum selbst bieten, fanden begeisterten Zuspruch. Auch Volker Staab, der sich mit Museen in Nürnberg und Schweinfurt bereits einen Namen gemacht und 2005 die Wettbewerbs-Jury in Münster mit seiner „Architektur der Höfe“ überzeugt hat, ist zufrieden.

Statt des ehemaligen dunklen Tunnels an der Pferdegasse lädt jetzt ein offener Patio nicht nur an lauen Sommerabenden dazu ein, das Leben mit Blick auf blauen Himmel und weiße Schäfchenwolken kunstvoll zu genießen. Vom neuen Haupteingang an der Rothenburg aus kann man einmal längs durchs Foyer zum gegenüberliegenden Domplatz flanieren. Und wird dabei aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Die 14 Meter hohen weißen Wände eröffnen ein geradezu großartiges Raumerlebnis; mit der klaren Linienführung und der schwarzen Treppe präsentiert sich das Foyer wie eine begehbare Skulptur. Hier finden die Besucher alles Wissenswerte rund um das Museum und seine Ausstellungen. Abends können bei Konzerten oder Lesungen bis zu 400 Zuschauer Platz nehmen. Die Akustik soll ausgezeichnet sein. Der Rundgang durch Neu- und Altbau – in dieser geschlossenen Form erstmals möglich – beginnt im ersten Stock. Die Ausstellungsfläche wurde um 1800 Quadratmeter auf 7500 Quadratmeter erweitert, farbig gestaltet geht es in einigen der insgesamt 51 Räume zu. Geradezu majestätisch präsentiert sich das über drei Meter hohe Bockhorster Triumphkreuz aus dem 12. Jahrhundert vor tiefblauen Wänden, die an die Ausgestaltung romanischer Kirchen erinnern. Ein Raum in Ochsenblutrot ist denDrei Grazien“ von Dirk de Quade von Ravesteyn vorbehalten. Vor warm-roten Wänden kommen in der Museumsspitze die mittelalterlichen Sandsteinfiguren aus der Überwasserkirche besonders gut zur Geltung. Sattes Ockergelb schafft für den  monumentalen Kamin aus einem westfälischen Adelspalais die entsprechende Umgebung, bringt ihn richtig zum Leuchten. Gleichzeitig gewährt ein Fenster den Durchblick auf moderne Kunst.

Neu- und Wiederentdeckungen

So gelingt immer die Balance zwischen wissenschaftlichem Anspruch des Kuratorenteams und einer anschaulichen Vermittlung. Ganz gleich, ob es sich um mittelalterliche Sakralkunst, Werke der Renaissance, des Barock oder des 19. Jahrhunderts, Kunst der Moderne oder um Gegenwartskunst handelt – in jedem Raum sind Neu- und Wiederentdeckungen garantiert. Überraschende Ein- und Ausblicke lassen Langeweile erst gar nicht aufkommen. Keine Frage, ein neues Museum von diesen Ausmaßen gibt es nicht alle Tage – Sie sollten es nicht verpassen!

Klaudia Sluka, wsp

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster feiert in dieser Woche das zehnjährige Bestehen seines Neubaus mit einem vielfältigen Programm unter dem Motto „Offen“. Hier finden Sie einen Überblick über die Veranstaltungen.

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