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25.01.2024

Ein Schritt in Richtung Aufklärung

Die Evangelische Kirche von Westfalen und die Lippische Landeskirche wollen Fälle sexualisierter Gewalt umfassend aufklären, heißt es in Reaktion auf die aktuell veröffentlichte ForuM-Studie.

Die Studie biete eine neue Grundlage für weitere systematische Aufarbeitungsschritte zum Themenfeld sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie, so der Theologische Vizepräsident der EkvW, Ulf Schlüter. „Sie hilft uns dabei, Zusammenhänge besser zu verstehen und künftig alle Formen von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch noch wirksamer zu bekämpfen.“ Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche sieht die ForuM-Studie „als wichtigen Baustein des entschlossenen und entschiedenen Einsatzes gegen sexualisierte Gewalt, dem sich die EKD, die Diakonie und alle Landeskirchen verpflichten.“ Er sagte: „Die Versäumnisse der Vergangenheit bedrücken uns. Umso mehr ist es unsere oberste Aufgabe, betroffene Personen sexualisierter Gewalt heute zu unterstützen und die schmerzhaften Erfahrungen anzuerkennen, die sie erlitten haben.“

Erste systematische Untersuchung in der Evangelischen Kirche

Die ForuM-Studie zeigt, dass es seit Jahrzehnten in der Evangelischen Kirche Fälle sexualisierter Gewalt gegeben hat. Mindestens 2225 Opfer, darunter vor allem Kinder und Jugendliche, und 1259 mutmaßliche Täter sind in der Studie dokumentiert, die sich auf Angaben in Disziplinarakten stützt. Das sei jedoch nur die „Spitze der Spitze des Eisbergs“, heißt es vom unabhängigen Forscherteam. Denn aufgrund fehlender Akten konnten die Fälle nicht strukturiert erfasst werden. Die Studie wurde von Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, in Hannover entgegengenommen. Die von der EKD und ihren Landeskirchen 2018 initiierte und mit 3,6 Millionen Euro unterstützte Studie hat erstmals sexualisierte Gewalt systematisch und wissenschaftlich für den gesamten Bereich der evangelischen Kirche und Diakonie untersucht. 

Anfang der Woche war angekündigt worden, dass Missbrauchsfälle im Kirchenkreis Siegen untersucht werden. Auch die damit verbundenen Prozesse und Folgen sollen umfassend aufgearbeitet werden. Beauftragt wurden Forscher, die auch an der ForuM-Studie beteiligt waren. Annette Kurschus, frühere Präses der Landeskirche und frühere EKD-Ratsvorsitzende, war in Zusammenhang mit diesem Fall im November 2023 zurückgetreten.

wsp

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