Dortmund neuer Nachtbeauftragter Christoph Stemann. Foto: Volker Rost
08.09.2021

Ein Wanderer zwischen den Welten

Christoph Stemann ist der erste Nachtbeauftragte in Dortmund. Fast 25 Jahre war er als DJ Firestarter in Clubs und Diskotheken rund um die Welt aktiv, nun unterstützt er die Club- und Veranstaltungsszene in seiner Heimatstadt beim Neustart. Im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL spricht Stemann über seine neue Aufgabe und die Herausforderungen nach dem Corona-Stillstand.

Herr Stemann, in Amsterdam gibt es bereits seit vielen Jahren einen Nachtbürgermeister. Nun hat Dortmund einen Nachtbeauftragten. Worum geht es dabei?
Ich bin bei der Wirtschaftsförderung der Ansprechpartner für alle Menschen, die mit dem Dortmunder Nachtleben zu tun haben. Das können Clubbetreiber und Veranstalter sein oder auch Anwohner, Gäste und das Ordnungsamt. In dieser Hinsicht passt die Bezeichnung  „Bürgermeister“ insofern schon, als dass ich ein „Kümmerer“ bin, der alle Stimmen hört und ernst nimmt,  auch wenn ich nicht gewählt bin. Ich sehe mich vielmehr als einen Wanderer zwischen den Welten. So bin ich bei der Dortmunder Stadtverwaltung angestellt, habe aber auch einen kurzen Draht zur Szene und kann bei Problemen und Fragen beraten und vermitteln, zum Beispiel wenn es um die neuen Hygienerichtlinien geht.

Vom DJ Pult in die Verwaltung, wie kam das?
Als Veranstalter und DJ war ich in den letzten 25 Jahren rund um die Welt unterwegs. Ich habe bei der After Show Party der Oscars aufgelegt, aber auch die Firestarter Partys in Dortmund veranstaltet. Irgendwann kam bei mir aber der Wunsch nach Veränderung, ich wollte wieder mehr Zeit in meiner Heimatstadt verbringen. Hinzu kam, dass die Stadtverwaltung Neues anschieben will, um die Club- und Veranstaltungsszene nachhaltig zu stärken. An dieser Stelle kann ich mich einbringen, schließlich kenne ich viele Themen aus ganz persönlicher Erfahrung, auch als direkt Betroffener der pandemischen Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche.

Christoph Stemann als DJ Firestarter

Christoph Stemann alias DJ Firestarter. Foto: privat

Die Clubs und Diskotheken waren coronabedingt rund anderthalb Jahre weitgehend geschlossen. Wie geht es der Szene jetzt?
Die Clubszene hat lange unter fehlenden Öffnungsperspektiven gelitten. Jetzt gibt es endlich etwas Licht am Ende des Tunnels. Aber es ist für die Betreiber und Veranstalter nach wie vor schwierig zu planen, da es alle paar Wochen eine neue Corona-Schutzverordnung gibt. Eine Folge davon ist, dass Clubs, Bars und Diskotheken große Probleme haben, Personal zu finden. Viele Mitarbeiter und Aushilfen haben sich in den vergangenen Monaten andere Jobs gesucht und wollen auch jetzt nicht in einer ungewissen Situation arbeiten. Das bedeutet unter Umständen dann auch, dass die Clubs weniger Gäste einlassen können, weil Personal fehlt.

Am vergangenen Wochenende haben in Dortmund die ersten Clubs wieder geöffnet. Wie war die Stimmung?
Ich war am ersten Öffnungstag bei allen Clubs vor Ort und wirklich positiv überrascht: Es herrschte eine gelöste, friedliche und fröhliche Stimmung. Die Gäste gingen sehr rücksichtsvoll und achtsam miteinander um, die Menschen wussten die ersten Cluböffnungen sehr zu schätzen. Es war eine Stimmung, als würden Weihnachten und Neujahr auf eine Tag fallen.

Interview: Annette Kiehl, wsp

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