
Wanderweg durch die Geschichte
Die große Jubiläumsausstellung „775 – Westfalen“ in Paderborn reist durch 1250 Jahre Geschichte – und präsentiert Kunst, kostbare Schriften und einen Blick in die Zukunft.
Was bedeutet eigentlich „Westfalen“ – und wie wurde daraus eine Region mit eigenem Selbstverständnis? Dieser Frage geht das LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn in einer außergewöhnlichen Sonderausstellung nach. Anlass ist ein besonderes Jubiläum: Vor genau 1250 Jahren tauchte der Begriff „Westfalen“ erstmals in den fränkischen Reichsannalen auf.
Unter dem Titel „775 – Westfalen“ lädt die Paderborner Ausstellung zu einem kulturhistorischen Streifzug durch 1250 Jahre Geschichte ein. Auf rund 1000 Quadratmetern werden etwa 500 Exponate gezeigt, darunter mittelalterliche Handschriften, archäologische Funde und großformatige Gemälde. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, „wie eine Region gemacht wurde und was Westfalen ausmacht“, erläutert Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, bei der Vorstellung der Ausstellung. Ein Highlight ist eine Abschrift der Reichsannalen aus der Pariser Nationalbibliothek, die erstmals nach Westfalen verliehen wurde. Auch eine Geiselliste aus dem frühen 9. Jahrhundert oder der berühmte Liborischrein aus Paderborn bieten Einblicke in die bewegte Geschichte der Region.
„Herzstück“ des Jubiläumsjahres

Viele Stationen der Ausstellung laden zum Mitmachen ein. Foto: LWL/Besim Mazhiqi
Doch die Ausstellung blickt nicht nur in die Vergangenheit: Digitale Bildwelten, erstellt von Künstlicher Intelligenz, zeigen, wie Menschen aus Westfalen sich ihre Heimat in der Zukunft vorstellen, und interaktive Medienstationen laden zum Mitmachen ein. Die Räume selbst wurden von Pei-Yu Chang und Malte van de Water in großflächige Collagen verwandelt, die die Themen der Ausstellung atmosphärisch inszenieren. Die „775“-Ausstellung läuft bis zum 1. März 2026 und wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt, zum Beispiel Vorträge der Reihe „Westfälische Welten“, kreative Workshops für Familien, Themenführungen und Ferienprogramme.
Die „775“-Ausstellung in Paderborn sei das „Herzstück“ des Jubiläumsprogramms, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. In ganz Westfalen gibt es 44 Projekte, die der Landschaftsverband Westfalen Lippe und die LWL-Kulturstiftung initiiert haben und fördern: von Kunstaktionen über Ausstellungen bis hin zu Podcasts, Kabarett, Kochprojekten und Literaturformaten. Dabei geht es auch um neue Perspektiven auf bekannte Themen: etwa um jüdische Frauen im Widerstand, um Märchen aus heutiger Sicht oder um Impulse aus der freien Kulturszene. Das Jubiläum soll nicht nur erinnern, sondern zum Nachdenken über die Vielfalt und Wandlungsfähigkeit Westfalens anregen.
wsp
Ein großer Beitrag über die „775“-Ausstellung, ein Interview mit LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann und LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger zum Jubiläumsjahr und Tipps zu den Höhepunkten des Jubiläumsprogramms erscheinen in der nächsten Ausgabe des Magazins WESTFALENSPIEGEL Anfang Juni.