Obdachlose können mit einer speziellen Alarmanlage ihre Habseligkeiten vor Diebstahl schützen. Foto: Martin Jäger/pixelio.de
08.07.2022

Eine Alarmanlage für Obdachlose

Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum haben eine Alarmanlage entwickelt, damit Obdachlose ihr Hab und Gut sichern können. Eine erste Serie des „Clochard Alert“ wurde jetzt verteilt. 

Die Idee zu der Taschenalarmanlage hatte der Verein Unsichtbar aus Ennepetal. „Aus Gesprächen mit Menschen, die auf der Straße leben, wissen wir, dass Obdachlose Angst haben, nachts bestohlen zu werden. Denn das kommt leider recht häufig vor“, sagt der Vereinsvorsitzende Holger Brandenburg im Gespräch mit dem WESTFALENSPIEGEL. Die Vereinsmitglieder sind nachts auf den Straßen vor allem im Ennepe-Ruhr-Kreis, Hagen und Wuppertal, aber auch in Bochum unterwegs und sehen bei den Obdachlosen nach dem Rechten. „Wir schauen einfach nach, ob es ihnen gutgeht oder ob sie Hilfe benötigen“, sagt Brandenburg. Wenn die Menschen schlafen, lassen sie eine Karte ihres Vereins da. Schon das beruhige viele Obdachlose, da sie wüssten, es passt jemand auf, so Brandenburg weiter. Dank des Clochard Alerts können sie ihre meist wenigen Habseligkeiten nun selbst sichern und beruhigter schlafen.

So sieht der Clochard Alert aus. Foto: RUB

So sieht der Clochard Alert aus. Foto: RUB

Und so funktioniert es: Die Obdachlosen befestigen ein Kabel zum Beispiel an einer Tasche. Versucht jemand diese zu klauen und wird das Kabel dabei herausgerissen, löst das einen Alarmton aus, der den Schlafenden weckt. Verein und Entwickler hoffen, dass der Dieb dadurch von seiner Tat abgehalten wird oder dass zumindest Menschen in der Umgebung aufmerksam werden und helfen. Die Obdachlosen können das kleine Gerät per Knopfdruck scharf stellen. Übrigens wird der Alarm auch ausgelöst, wenn jemand das Kabel durchschneidet.

Weitere Ideen sind schon da

Produziert hat die erste Serie die Firma Melitec, ein Unternehmen aus dem sauerländischen Ense, das sich unter anderem auf den Bau von Sonderleuchten spezialisiert hat. „Das war ein echter Glücksfall, denn in Serie hätten wir das Gerät nicht produzieren können“, sagt Dr. Christoph Baer von der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Dort hat er den Prototypen gemeinsam mit Studierenden entwickelt.

Baer hat an der RUB seit 2019 die Lehrveranstaltung „Master-Projekt Humanitäre Technik“ vorangetrieben. Dort werden zu Weihnachten zum Beispiel kleine LED Tannenbäume hergestellt, die dann an Bedürftige verteilt werden. „Im vergangenen Jahr haben wir diese zum Beispiel an Flutopfer verteilt“, sagt Baer. An der RUB sollen aber auch noch weitere Ideen des Vereins Unsichtbar aufgegriffen werden. So sollen etwa spezielle Heizpads entwickelt werden, die die Menschen auf der Straße im Winter wärmen. Auch an kleinen sich selbst versorgenden Systemen zum Salatanbau arbeitet der Wissenschaftler mit Studierenden.

jüb/wsp

Weitere Informationen zum Verein Unsichtbar finden Sie hier.

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