Das Weiße Haus in Washington, Amtssitz des US-Präsidenten. Foto: pixabay
30.10.2020

„Eine der wichtigsten Wahlen zu Lebzeiten“

Die Präsidentschaftswahl in den USA hat weitreichende Auswirkungen. Eine weitere Amtszeit des amtierenden Präsidenten Trump würde massive Folgen für die weltweite Bündnisse haben, sagt der Münsteraner Politikwissenschaftler Dr. Matthias Freise.

Trump habe wichtige Ministerien arbeitsunfähig gemacht, indem Stellen nicht besetzt wurden.“Vier weitere Jahre auf dieser Linie dürften Organisationen wie die Vereinten Nationen deutlich schwächen“, so Freise. „Das transatlantische Bündnis würde einen schweren Schaden nehmen.“

Prognosen sehen einen Vorsprung für den Herausforderer Joe Biden. Sicher sei dessen Sieg aber nicht, betont Prof. Walter Grünzweig, der an der TU Dortmund amerikanische Kultur und Literatur lehrt. Die Umfragen seien nicht verlässlich, da die Meinungsforscher größere Teile der Bevölkerung und gerade der neuen Wählerschichten nicht erreichen und berücksichtigen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Leute aus dem Trump-Lager früher gar nicht an Wahlen teilgenommen haben. Politik hat sie nicht interessiert, sie waren vielleicht frustriert oder hielten das Ganze einfach für schmutzig“, so Grünzweig.

Tiefe gesellschaftliche Spaltung

Unabhängig vom Ausgang der Wahl sieht der Politikwissenschaftler Freise eine tiefe gesellschaftliche Spaltung in den Vereinigten Staaten: „Diese Spaltung, die Trump vorantreibt, kann explodieren. Es gibt Unruhen von Minderheiten, dagegen polemisiert er. Menschen bilden Milizen, sie versuchen als eine Art Bürgerwehr, ein Ersatzrecht zu implementieren.“

Und Joe Biden? Der Amerikanist Grünzweig sieht Chancen für den Herausforderer: „Biden hat die Fähigkeit, Menschen zu erreichen, auch in Staaten wie Michigan, Pennsylvania oder Wisconcin.“ Er erhalte große Unterstützung aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. „Es gibt eine unglaubliche Mobilisierung – nicht aus Begeisterung für ihn, sondern um Trump zu verhindern.“

Verzweiflung über die politische Situation

Vier weitere Jahre Trump wären für Grünzweig eine extrem düstere Vorstellung. „Ich beobachte enge Freunde und Kolleginnen aus den Staaten, die verzweifelt sind über die politische Situation.“ 

Politikwissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster veranstalten in der Wahlnacht vom 3. auf den 4. November eine digitale Wahlparty. Ab 23 Uhr moderieren Matthias Freise und Prof. Dr. Andrea Walter die Zoom-Veranstaltung und schalten Experten aus Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, den USA und Kanada live hinzu. Studierende, Interessierte oder auch WG-Gemeinschaften können sich hier  anmelden. 

Das Interview mit Prof. Walter Grünzweig lesen Sie hier, das Interview mit Dr. Matthias Freise finden Sie hier.

Annette Kiehl / wsp

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