„Eine vierte Welle kostet Existenzen“
Taxiunternehmen und -fahrer bangen in der Pandemie um ihre Existenz. In den vergangenen Monaten mussten viele von ihnen Einbußen von bis zu 80 Prozent hinnehmen.
„Eine vergleichbare Krise für unsere Branche habe ich noch nicht erlebt“, sagt Dieter Zillmann. Seit 1965 ist er in der Taxibranche, seit 1972 Vorsitzender der Taxi Dortmund eG und außerdem Vorsitzender des Taxiverbands NRW. Auch wenn es staatliche Hilfen gab, gehe vielen Kollegen so langsam die Puste aus.
Keine Fußballspiele, keine Messen, die Kneipen sind zu, Partys sind verboten, Clubs und Diskotheken geschlossen. Kaum jemand muss zum Flughafen oder Bahnhof. Und dann auch noch die nächtliche Ausgangssperre in den vergangenen Wochen – all das hat zu einem dramatischen Nachfragerückgang geführt. „In einer normalen Samstagnacht haben wir in Dortmund etwa 3500 Taxifahrten. Das ist zurückgegangen auf etwa 300 bis 400“, erklärt Zillmann. Auch die jetzt einsetzenden Lockerungen sorgen noch nicht für eine Entspannung. Noch seien ja immer noch viele Veranstaltungen nicht möglich. Außerdem könne auch nur ein Teil der Bevölkerung wieder „losziehen“, so Zillmann. Daher dauere es noch bis zu einer Normalisierung der Fahrgastzahlen.
Taxifahrer auf dem Land haben kaum Aufträge
Taxifahrer und -betriebe in den ländlichen Regionen seien ebenso betroffen wie ihre Kollegen in den Städten. „Auch auf dem Land waren die Kneipen ja geschlossen. Es finden seit mehr als einem Jahr keine Schützen- oder anderen Dorffeste statt. Die Amateurfußballspiele sind abgesagt“, so Zillmann. Auf dem Land würden daher aktuell fast ausschließlich Krankenfahrten stattfinden.
Nicht wenige Taxifahrer haben in ihre Fahrzeuge investiert, um sie an die Hygieneverordnungen anzupassen. So hätten einige seiner Kollegen Spuckschutzwände zwischen den Vordersitzen und der Rücksitzbank eingebaut. „Auf eigene Kosten“, wie Zillmann betont. Inzwischen gäbe es dafür staatliche Unterstützung, doch die werde für die bereits installierten Schutzwände nicht gezahlt.
Eine Impfpriorisierung gibt es für Taxifahrer nicht. „Wir haben versucht, beim NRW-Gesundheitsminister eine Priorisierung für unser Gewerbe zu erreichen. Leider ohne Erfolg“, sagt Zillmann. Er hofft nun für seine Branche auf ein baldiges Ende der Einschränkungen. Die drei Corona-Wellen habe man „so eben“ überstanden. „Bei einer vierten Welle gehen aber Existenzen verloren“, ist sich Zillmann sicher.
jüb/wsp