Die Eurobahn ist in Westfalen auf einigen Linien unterwegs. Foto: Keolis / C. Köster, 2017
05.04.2024

„Eine wesentliche Schwächung“

Die geplante Streichung von Bahnverbindungen in Ostwestfalen-Lippe trifft auf große Kritik. Die IHK, Lippes Landrat und Gemeindevertreter protestieren.

Die Eurobahn streicht ab dem 8. April bis mindestens zu den Sommerferien mehrere Verbindungen auf Linien in Ostwestfalen-Lippen und im Teutoburger Wald-Netz. Auf der Linie RB 67 („Der Warendorfer“ von Münster über Rheda-Wiedenbrück nach Bielefeld) entfällt der Zugverkehr komplett, ebenso auf der Linie 82 („Der Leinweber“) zwischen Bielefeld, Detmold und Altenbeken. Als Grund nennt die Eurobahn einen Fachkräftemangel und erhöhte Krankenstände. Die geplanten Einschränkungen sollen helfen, für mehr Zuverlässigkeit im Fahrplan der Eurobahn-Linien zu sorgen. Darüber hinaus engagiere man sich für mehr Ausbildung und die Weiterentwicklung von Mitarbeitenden, heißt es von Keolis Deutschland als Betreiber der Eurobahn-Linien.

Erschüttert und enttäuscht

Die Ankündigung sorgt für großen Protest und Kritik. Bad Meinberg, ein Halt auf der RB82-Strecke zwischen Altenbeken und Detmold, reagiert „erschüttert“ auf die Nachricht, heißt es von der Gemeinde. Schließlich fällt nun eine umstiegsfreie Verbindung nach Bielefeld weg. Man sei „enttäuscht“ über die Streichung der wichtigen Linie. Kämmerer Tim Sölter habe in Vertretung des Bürgermeisters Kontakt zur Eurobahn aufgenommen. Dort habe man ihm versichert, dass man den Mangel an Lokführern „schnellstmöglich“ beheben wolle und neue Fachkräfte ausbilde. 

Zuspruch für die Forderung der Reaktivierung erhält die Stadt durch die Blinden- und Sehbehindertenvereine NRW. Fachgruppenleiterin Angelika Wohlgemuth äußert ihren Unmut über die Streichung der Zugverbindung. Der Wegfall der umstiegfreien Verbindung nach Bielefeld sei für Pendler nicht nur eine zeitliche Verzögerung, sondern für die Menschen, die sie vertritt, auch eine Belastung durch weitere Barrieren, die geschaffen werden. Eine direkte Verbindung zwischen Horn-Bad Meinberg und Bielefeld hält sie für essentiell.

Schaden für Mobilitätswende

Auch Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann reagiert mit deutlicher Kritik auf die Kürzungen. „Das schadet der Mobilitätswende in Lippe massiv und wirkt wie ein Katalysator für den Vertrauensverlust in den Bahnverkehr in Lippe“, sagt er. Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen fordert angesichts der Ausdünnung bei der Eurobahn kurzfristige Ersatzangebote. „Der Schienenpersonennahverkehr ist in Ostwestfalen für Pendler stets eine attraktive Möglichkeit gewesen, den Arbeitsplatz zu erreichen. Doch Verlässlichkeit und Pünktlichkeit haben in den vergangenen Jahren bereits abgenommen. Dass nun auch Verbindungen gestrichen werden, ist eine wesentliche Schwächung des Schienenpersonennahverkehrs“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. Die Streichung der Verbindungen führe zu vollen Straßen, noch mehr Staus und beeinträchtige die Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandorts Ostwestfalen, so die Wirtschaftsvertreterin. Sie fordert: „Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe und das Land sollten gemeinsam eine Lösung suchen, um den Schienenpersonennahverkehr in der Region zukunftsfähig aufzustellen.“

wsp

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