
„Eine zunehmend schwierige Situation“
Dörfer ohne Hausarzt, Landkreise mit langen Wegen bis zur nächsten geöffneten Praxis: In zahlreichen Regionen Westfalens fehlen Mediziner. Ärztepräsident Dr. Klaus Reinhardt, selbst Allgemeinmediziner in Bielefeld, spricht im Interview über Imageprobleme des Berufs, mögliche Lösungen und die Frage, warum er gern Hausarzt ist.
In kleineren Orten wie Ennepetal, Brilon und Werdohl ist die hausärztliche Versorgung prekär und auch in Städten wie Hamm und Bielefeld oder auch in Gütersloh und Umgebung sind zahlreiche Arztsitze frei, zeigen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). In Regionen, in denen der sogenannte Versorgungsgrad besonders niedrig ist, fördert die KVWL Ärzte bei der Niederlassung, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung bei der Praxiseinrichtung, aber auch durch Beratung und organisatorische Hilfe.
Hausarzt in Bielefeld
Dr. Klaus Reinhardt ist seit 1993 als Hausarzt in Bielefeld tätig und vertritt als Präsident der Bundesärztekammer die Interessen von mehr als 500.000 Ärztinnen und Ärzten in Deutschland.. Er kennt die Krise in der ambulanten medizinischen Versorgung aus unterschiedlichen Perspektiven: „Ich sehe, dass die hausärztliche Versorgung in einigen ländlichen Regionen bereits ausgedünnt ist und dass selbst in manchen Städten Praxen keine Nachfolger mehr finden. Das ist gerade für ältere und weniger mobile Menschen, die auf die Versorgung durch einen Hausarzt angewiesen sind, eine zunehmend schwierige Situation.“
Hausärzte müssen rund um die Uhr für ihre Patienten da sein, haben Stress mit der Bürokratie und verdienen nur mäßig. Dieses Bild habe dazu beigetragen, dass nicht mehr genügend junge Mediziner in die allgemeinmedizinische Versorgung gehen wollen, ist Reinhardt überzeugt. „Die positiven und erfüllenden Seiten des Berufs sind in der Diskussion zu kurz gekommen“, sagt er und berichtet im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL über die Arbeit in seiner Praxis in Bielefeld-Quelle: „Wir behandeln den Patienten in seinen Lebensumständen. Man hat es daher nicht nur mit medizinischen Fragen, sondern auch mit sozialen, psychologischen und mitunter sogar mit philosophischen Anliegen zu tun.“ Dies mache den Reiz der Tätigkeit als Hausarzt aus. Reinhardt befürwortet die Verteilung von Medizinstudienplätzen nach regionalen Quoten, sieht aber auch in der Digitalisierung eine mögliche Lösung, um die medizinische Versorgung in Zukunft zu sichern. Dabei gehe es sowohl um die ambulante Versorgung von Patienten als auch um die Behandlung von komplizierten und seltenen Erkrankungen. „Hier werden Zeit und Wege gespart, was gerade auch älteren Menschen zugutekommt“, so Reinhardt.
Im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL spricht Dr. Klaus Reinhard ausführlich über Probleme und Lösungsmöglichkeiten in der hausärztlichen Versorgung. Außerdem geht es um die Frage, wie er seine Arbeit als Hausarzt mit dem Amt als Ärztepräsident vereinbart – und wie seine persönlichen Perspektiven für die Zukunft sind. Lesen Sie mehr im WESTFALENSPIEGEL 05/2023 und auf unserer Themenseite.
aki, wsp