Einschulung mit Picknick
Die Einschulung der Erstklässler ist unter Corona-Bedingungen in diesem Jahr anders abgelaufen als sonst. Im Interview berichtet ein Schulleiter aus Hamm über die Erfahrungen an seiner Schule.
Frank Wagner ist Schulleiter an der Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm. Die Grundschule hat zum Start in das neue Schuljahr 58 Erstklässler aufgenommen. Wie das gelungen ist und wie man in Corona-Zeiten das Vertrauen der Kinder gewinnt, darüber hat er mit westfalenspiegel.de gesprochen.
Die Einschulung ist für Kinder etwas ganz Besonderes. Wie haben Sie den Tag unter Corona-Bedingungen gestaltet?
Wir haben zwei neue Eingangsklassen mit jeweils 29 Schülern. Daher haben wir uns entschieden, die Einschulung für diese Kinder auf zwei Tage zu verteilen. Die A-Klasse kam am Donnerstag, die B-Klasse am Freitag. Jedes Kind durfte zwei Begleitpersonen mitbringen. Wir haben die Veranstaltung außerdem nach draußen verlegt. Es gab ein „Einschulungs-Picknick“. Die Kinder haben mit ihren Eltern auf selbst mitgebrachten Decken gesessen. Auch Getränke und Kleinigkeiten zu essen haben die neuen Schüler selbst mitgebracht. Zwischen den Familien wurde ein Abstand von mindestens zwei Metern eingehalten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Konzept gemacht?
Ganz ehrlich, es war toll. Die Kollegen, die die Kinder und Eltern begrüßt haben, haben das vom Spielgerüst getan. Am Ende der Begrüßung sind sie dann die Rutsche heruntergerutscht. Das hat für viele Lacher gesorgt. Es war eine sehr schöne und lockere Atmosphäre. Wir überlegen sogar, das Picknick zur Einschulung in Zukunft beizubehalten.
Hätten Sie sich mehr Vorgaben aus dem Ministerium für die Einschulung und den Schulbetrieb gewünscht, schließlich tragen Sie Verantwortung für die Gesundheit der Schüler, Eltern und Kollegen?
In der Verantwortung stehen wir ja ohnehin jeden Tag. Wenn Corona-Fälle an der Schule auftreten, wird man oft abgestempelt. Zum Beispiel, dass man sich nicht an bestimmte Maßnahmen gehalten hat. Das ist nicht schön. Aber wir haben das vor den Ferien ja schon erlebt, als wir wenige Tage nach Öffnung wieder schließen mussten. Insgesamt möchte ich sagen, dass wir aus dem Ministerium eine sehr gute Hinweismail erhalten haben. Auch der zeitliche Vorlauf – mehr als eine Woche vor Schulbeginn kam die Mail bei uns an – war aus meiner Sicht ausreichend, um entsprechende Maßnahmen ergreifen und umsetzen zu können. Ich kann nur für mich sagen: Ich fühle mich gut informiert.
Das erste Kennenlernen ist wichtig, damit Kinder in Lehrende Vertrauen fassen – wie kann das unter Corona-Bedingungen gelingen?
Das wird sich zeigen müssen. Es ist quasi ein Experiment, das gerade läuft. Wir werden natürlich alles dafür tun, dass ganz schnell Vertrauen entstehen kann. Vertrauen hängt seht stark von wertschätzendem Umgang ab. Und das kann man auch mit Maske machen. Aber man kann die Kinder jetzt natürlich nicht in den Arm nehmen, das ist schade. Gerade Erstklässler suchen doch auch manchmal eine Möglichkeit sich anzulehnen.
Es gibt Hygienevorschriften und Verhaltensregeln, die auch die Kleinsten an der Schule beachten müssen. Überfordert das Sechsjährige?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es den Kindern viel leichter fällt, sich an die Regeln zu halten, als vielen Erwachsenen. Für die Kinder ist das wie Hausschuhe tragen. Jetzt setzen sie halt eine Maske auf, auch wenn das manchmal nicht so schön ist. Da muss man kaum etwas sagen. Manchmal geht eine Maske kaputt, oder einem Kind rutscht die Maske von der Nase. Dann muss man da halt kurz drüber reden und das war es. Händewaschen ist ein weiterer Punkt. Das bespricht man mit den Kindern ohnehin, jetzt nur intensiver als vor Corona. Auch das Thema Abstandhalten, beziehungsweise dort, wo Abstand nicht möglich ist, Maske aufsetzen, haben die Kinder vor den Ferien sehr schnell verinnerlicht. Wie das jetzt bei den ganz Kleinen funktioniert, werden wir sehen.
Sie sind optimistisch.
Ja, sehr. Schwierigkeiten wird es eher beim Distanzunterricht geben, falls dieser nötig wird. Denn die Erstklässler können ja noch nicht lesen. Das ist ein Problem.
Interview: Jürgen Bröker/wsp