Münsters Regierungspräsidentin Dorothee Feller. Foto: Jürgen Bröker
17.10.2019

Emscher-Lippe-Gipfel: „Den Schwung mitnehmen“

Rund 200 Teilnehmer zählte der von der Bezirksregierung Münster initiierte Emscher-Lippe-Gipfel in der vergangenen Woche. Behandelt wurden die Themen Wasserstoff, Wirtschaft/Stadtentwicklung und Talentförderung. Welche Ergebnisse der Gipfel hervorgebracht hat und wie es nun weiter geht, sagt Münsters Regierungspräsidentin Dorothee Feller im Interview.

Frau Feller, welche Eindrücke haben Sie vom Emscher-Lippe-Gipfel mitgebracht?
Eine ganze Menge. Zunächst einmal, dass wir eine sehr große Resonanz hatten. Mehr als 200 Gäste waren allein beim Kickoff dabei. Auch die Workshops am zweiten Tag waren stark besucht und hochkarätig besetzt. Dort wurde an den Themen Wasserstoff, Stadtentwicklung und Talentförderung intensiv gearbeitet. Die Teilnehmer haben zudem großes Interesse signalisiert, auch weiterhin an diesen Themen zu arbeiten. Darin liegt jetzt unsere Aufgabe: Wir müssen den Schwung dieser beiden Tage mitnehmen.

So viel Positives ist die Region nicht gewohnt. Wenn es zuletzt um die Emscher-Lippe-Region ging, standen meist hintere Plätze in verschiedenen Ranglisten im Fokus. Welche Stärken sind auf dem Gipfel deutlich geworden?
Die Region hat viele Unternehmen, die sie als Standort schätzen und die dort investieren. Zum Beispiel Evonik, die in den nächsten Jahren sehr viel Geld in den Chemiepark Marl investieren werden. Ein weiteres positives Beispiel ist die Innovation City Bottrop. Dort kommen inzwischen aus der ganzen Welt Anfragen an, wie die Stadt das Konzept der modernen Energiestadt umgesetzt hat. Auch bei der Talentförderung haben wir mit den „Talentscouts“ ein sehr gutes Beispiel, das zeigt, dass Schülerinnen und Schüler zu Abschlüssen oder an die Hochschule gebracht werden können, denen man das vielleicht nicht auf Anhieb zugetraut hätte.

Ein weiteres Thema des Gipfels war „Wasserstoff“ – weshalb eignet sich die Region hier als Modellregion?
Es gibt hier große Industrien, die einen hohen Bedarf an Energie haben. Darin liegt eine große Chance. Zumal es schon viele Leitungen gibt, die für Wasserstoff verwendet werden können. Außerdem machen sich einige Unternehmen bereits Gedanken darüber, wie sie auch zukünftig an günstige Energie herankommen. Wasserstoff ist da auf jeden Fall eine Alternative. Auf dem Gipfel haben wir diese Unternehmen zusammengebracht. Ziel ist es nun, Interessen und Initiativen zu bündeln.

Wie kann das gelingen?
Wir haben vereinbart, dass wir zu diesem Thema einen Steuerkreis einrichten wollen. Wie dieser genau zusammen gesetzt wird, ist noch offen. Ich werde aber auf jeden Fall auch persönlich an dem Thema weiter mitarbeiten, weil ich es als besonders wichtig für die Region erachte.

Lassen sich die getroffen Vereinbarungen und die einzelnen Ergebnisse des Gipfels in Zukunft auch überprüfen?
Ja, das war uns wichtig. Wir wollen an dieser Veranstaltung gemessen werden. Daher wird es eine Dokumentation geben, in der alle Ergebnisse festgehalten sind. Diese wird Anfang November an alle Teilnehmer verschickt. Darüber hinaus müssen wir die vielen Wünsche zur Mitarbeit an den verschiedenen Themen in den kommenden Wochen strukturieren, damit es weiter vorangeht.

Der Begriff „Strukturwandel“ scheint inzwischen überstrapaziert zu sein, benötigt die Region auch neue Namen für den angeschobenen Prozess?
Wir reden über den Strukturwandel schon sehr, sehr lange. Das ist richtig. Bei dem einen oder anderen entsteht daher der Eindruck, das müsse doch auch bald einmal vollbracht sein. Aber: Ruhrgebiet ist nicht gleich Ruhrgebiet. In Kommunen wie Dortmund oder Bochum sind die Zechen schon seit 30 oder 40 Jahren geschlossen. In der Emscher-Lippe-Region wurde die letzte Zeche erst im vergangenen Jahr geschlossen. Das zeigt, dass wir in der Emscher-Lippe-Region noch mitten im Prozess stecken. Wir müssen da sehr passgenaue Lösungen finden.

Das Münsterland hat eine eigene Marke gebildet. Würde das der Emscher-Lippe-Region auch helfen?
Mit der Emscher-Lippe-GmbH hat sie ja durchaus Vergleichbares zum Münsterland e.V.. Ich glaube aber, dass es noch wichtiger ist, zunächst gute Inhalte zu haben und diese dann zu bespielen. Das wirkt stärker. Und diese Inhalte haben wir jetzt.

Interview: Jürgen Bröker

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