Der Heimatvereins Bockhorst aus dem Kreis Gütersloh engagiert sich mit dem Projekt "Kiebitz-Kids" für den Nachwuchs – und wurde mit dem "Rolle vorwärts"-Preis des Westfälischen Heimatbundes ausgezeichnet. Foto: Dieter Gorgs
22.05.2024

Rentenbonus statt Blumen

Etwas mehr als die Hälfte der Menschen in NRW engagiert sich ehrenamtlich. Sie wünschen sich eine höhere Wertschätzung, zeigt der aktuelle EhrenamtAtlas.

Im ländlichen Raum ist das ehrenamtliche Engagement besonders groß: 61 Prozent der Befragten im Sauer- und Siegerland setzen sich in ihrer Freizeit für andere Menschen ein; im Kreis Siegen-Wittgenstein sind es sogar 67 Prozent. Lokaler Spitzenreiter in Sachen bürgerschaftliches Engagement ist der Kreis Höxter mit einer Quote von 71 Prozent. Hier zeigt sich, dass sich in ländlichen Regionen besonders viele Menschen für Andere einsetzen. So verzeichnen auch das Münsterland und Ostwestfalen-Lippe mit jeweils 56 Prozent hohe Quoten und liegen über dem Landesdurchschnitt von 54 Prozent. In Großstädten gibt es laut der Umfrage deutlich weniger bürgerschaftlich engagierte Menschen. So liegen die Quoten in Bielefeld (43 Prozent). Bochum (49 Prozent) oder auch Münster (52 Prozent) unter dem NRW-Durchschnitt.

Wunsch nach finanzieller Unterstützung

Wer sich in seiner Freizeit für andere Menschen und sein Umfeld einbringt, der ist in den meisten Fällen (26 Prozent) im Bereich Sport und Bewegung aktiv, zum Beispiel als Trainer im Verein. Aber auch die Nachbarschaftshilfe (18 Prozent), der Kulturbereich (16 Prozent) sowie Kirche (21 Prozent) und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (12 Prozent), zum Beispiel in Fördervereinen von Schulen oder Kitas, werden häufig genannt. Frauen sind dabei etwas häufiger aktiv als Männer. Viele Menschen motiviert die Unterstützung des gesellschaftlichen Miteinanders (92 Prozent), der Spaßfaktor (92 Prozent) und die Bereitschaft, Verantwortung für andere zu übernehmen (82 Prozent). Wenn ehrenamtliche Helferinnen und Helfer fehlen, dann ist das für die Verbliebenen eine große Herausforderung, zeigt der EhrenamtAtlas. Auch Zeitmangel, Bürokratie und eine fehlende finanzielle Unterstützung werden als Probleme genannt. Dazu passt, dass 80 Prozent der Befragten sich eine Anrechnung des Engagements auf die Rente oder auch Freistellungen durch den Arbeitgeber wünschen. Urkunden, Preise oder Ehrungen sind dagegen weniger gefragt. „Vor allem für zeitintensives Engagement sollten auch neue Anreizstrukturen diskutiert werden, wie etwa ein Bonus bei der Rente“, sagt die Ehrenamtsforscherin Prof. Dr. Andrea Walther von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in NRW.

Der EhrenamtAtlas wurde vom forsa Institut als repräsentative Befragung von 10.683 Personen im Auftrag von WestLotto erstellt. Dafür wurden für jeden Kreis bzw. jede kreisfreie Stadt mindestens 200 Personen zufällig ausgewählt.

wsp

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