Mancherorts in Balve – wie hier in Volkringhausen – stapelt sich am Straßenrand das beim Hochwasser unbrauchbar gewordene Mobiliar. Foto: cpd / J. Kolossa
23.07.2021

Enorme Hilfsbereitschaft

Die Hilfsbereitschaft für die Menschen in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten ist auch in Westfalen groß. Doch nicht jede Hilfe ist sinnvoll, mahnt das Deutsche Rote Kreuz.

Zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehren oder Technischem Hilfswerk, dem Roten Kreuz und anderen Organisationen aus der Region waren am Wochenende in den besonders stark betroffenen Gebieten in der Eifel und im Rheinland im Einsatz. Nachbarschaftshilfe gab es auch für die Städte Hagen, Iserlohn und Altena. 181 Feuerwehrleute aus dem Kreis Unna, dem Kreis Soest und der Stadt Hamm halfen in Eschweiler. Mit 48 Fahrzeugen fuhren sie in das Hochwassergebiet zwischen Aachen und Düren. Aus dem Regierungsbezirk Münster waren zwischenzeitlich mehr als 1000 Hilfskräfte im Einsatz, aus dem Regierungsbezirk packten etwa 1400 Hilfskräfte mit an.

Auch private Initiativen haben sich gegründet. So fuhr eine Gruppe Münsterländer am Sonntagmorgen (18.07.2021) von Velen aus ins Ahrtal, um den Menschen dort bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Schon zuvor hatten sich einige Landwirte ebenfalls aus Velen und Umgebung mit schwerem Gerät auf den Weg in die Katastrophengebiete gemacht, um Trümmer aus dem Weg zu räumen.

Keine weiteren Sachspenden

Andernorts wurden Spendenaktionen ins Leben gerufen. In Recklinghausen musste eine Sammlung von Sachspenden eines Sportvereins nach einer Stunde abgebrochen werden. Es kamen zu viele Menschen, um Kleider, Hygieneartikel oder Kinderwagen abzugeben. Nun muss eine Lösung gefunden werden, wie die Spenden in die Krisenregion gebracht werden können. Inzwischen hat sich auch der Hochwasser-Krisenstab im Kreis Ahrweiler in den sozialen Medien mit der dringenden Bitte an die Bevölkerung gewandt, aktuell keine weiteren Sachspenden mehr im Krisengebiet anzuliefern. Die überwältigende Hilfsbereitschaft habe die derzeit vorhandenen Lagerkapazitäten für Kleidung und Lebensmittel vollkommen ausgelastet.

Ganz ähnlich ist die Situation beim Deutschen Roten Kreuz. „Wir bitten um Verständnis, dass wir derzeit keine Ressourcen haben, um private Sachspenden zu sammeln, aufzubereiten, vor Ort zu transportieren und auszugeben. Für die Grundversorgung von Betroffenen und Einsatzkräften ist gesorgt. Bei konkreten Bedarfen an Sachspenden, wendet sich das Rote Kreuz zusammen mit den weiteren Hilfsorganisationen an die Öffentlichkeit“, so eine Sprecherin des Landesverbands Westfalen-Lippe des Deutschen Roten Kreuzes auf Anfrage des WESTFALENSPIEGEL. Die Hilsorganisation rate Spontanhelfern von außerhalb zudem dringend ab, einfach in die Katastrophengebiete zu reisen. Das gefährde die koordinierten Hilfsmaßnahmen, so das DRK weiter. Freiwillige in den betroffenen Gebieten sollten sich an die jeweiligen Landkreisverwaltungen wenden, die die Katastropheneinsätze koordinieren.

Traumaambulanz des LWL geöffnet

Kirchen, Caritas und andere Organisationen haben Geldspenden für Soforthilfen geleistet. Im sauerländischen Balve hat die dortige ehrenamtliche Caritas-Konferenz bereits kurz nach der Unwetter-Katastrophe die ersten Auszahlungen aus Mitteln des Erzbistums Paderborn auf den Weg gebracht, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Die Landesregierung stellte für die Opfer der Flutkatastrophe Soforthilfen in Höhe von 200 Millionen Euro bereit. „Jetzt geht es darum, die größte Not zu lindern: unbürokratisch und schnell“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Nicht betroffene Kommunen helfen ebenfalls aus. So werden Sperrmüllfahrzeuge in die zerstörten Städte geschickt, um den gesammelten Müll von der Straße zu bekommen. Außerdem öffnen die Traumaambulanzen der Lanschdschaftsverbände Westfalen Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) für Betroffene der Flut- und Unwetterkatastrophe. NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann sagte: „Wir helfen den Betroffenen der Unwetterkatastrophe damit schnell und unbürokratisch. Viele Menschen in den betroffenen Regionen stehen vor dem Nichts. Freunde, Verwandte oder Nachbarn sind den Fluten zum Opfer gefallen. Diese psychische Belastung ist nur schwer erträglich. Wer psychologische Hilfe benötigt, mit Ängsten oder Panikstörungen zu kämpfen hat, soll nicht lange auf einen Termin im niedergelassenen Bereich warten müssen. Hier helfen die Traumaambulanzen der Landschaftsverbände.”

Die Kirchen im Land gedenken am Freitag (23.07.2021) der Opfer der Flutkatastrophe. Als Zeichen der Anteilnahme sollen um 18 Uhr bundesweit die Glocken läuten. Für Menschen, die den Betroffenen in den Hochwassergebieten helfen möchten, hat die Bezirksregierung Münster verschiedene Spendenadressen  zusammengestellt. Die Übersicht finden Sie hier.

jüb/wsp

Lesen Sie auch unser Dossier Die Klimakrise 

Lesen Sie auch im Bereich "Politik / Wirtschaft"

Testen Sie den WESTFALENSPIEGEL

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann überzeugen Sie sich von unserem Magazin