Die Deutsche Krebsgesellschaft zeichnete das Ontologische Zentrum am Klinikum Gütersloh kürzlich mit einer Zertifizierung aus. Das Klinikum soll vom Land NRW Versorgungsaufträge für zahlreiche Krebsbehandlungen erhalten. Fotos: Klinikum Gütersloh
28.06.2024

„Enorme Veränderungsprozesse“

Das Land NRW will die Kliniklandschaft neu ordnen und festlegen, welche Behandlungen ein Krankenhaus anbieten darf. An der vorläufigen Aufteilung gibt es Kritik. 

„Nicht jedes Krankenhaus muss alles machen und nicht jedes Krankenhaus kann alles gleich gut machen.“ Diese Losung gab NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann als Ziel der neuen Krankenhausplanung aus. Gerade bei komplexeren Erkrankungen sollen nur noch einige, dafür besonders profilierte und erfahrene Kliniken Behandlungen anbieten dürfen. Durch die Vergabe von sogenannten Leistungsaufträgen für bestimmte medizinische Bereiche und Eingriffe will das NRW-Gesundheitsministerium dies regeln. Es gehe um die Spezialisierung und Konzentration der Krankenhäuser, kommentierte Ingo Morell, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW das Verfahren und sagte: „Dabei wird es Häuser geben, die gestärkt werden, und andere, denen die vom Land geplanten Einschnitte richtig wehtun.“ Damit stünden die NRW-Krankenhäuer vor „enormen Veränderungsprozessen“.

Das wird unter anderem in Ostwestfalen sichtbar: Das Klinikum Gütersloh verfügt über 410 Betten und behandelt nach eigenen Angaben jährlich mehr als 20.000 stationäre und mehr als 43.000 ambulante Patienten. Es steht für „zertifizierte Hochleistungsmedizin“ nach aktuellen Standards und eine „Schwerpunktversorgung auf höchstem Niveau“, heißt es auf der Website. In zahlreichen Bereichen hat es vom Ministerium nun Versorgungsaufträge erhalten, darunter für Urologie und Frauenheilkunde, Geburten und Brustkrebsbehandlungen. Hier kann das Klinikum Gütersloh nachweisen, dass es eine ausreichende Erfahrung und eine entsprechende technische Ausstattung sowie genügend Fachärzte hat, um Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Ein Ziel sind ganzheitliche Behandlungen, so dass beispielsweise für die Behandlung von Krebspatienten nicht nur eine Chirurgie, sondern auch eine Strahlentherapie und eine Palliativstation zur Verfügung stehen. Würden die Planungen des Gesundheitsministeriums nach aktuellem Stand umgesetzt, dann wäre das Klinikum Gütersloh in der Stadt in Zukunft der alleinige Standort der Brustkrebsversorgung. Das Sankt Elisabeth Hospital, das im Kooperativen Brustzentrum mit dem Klinikum zusammenarbeitet, könnte diese Leistung nicht mehr anbieten. 

Maud Beste, Geschäftsführerin des Klinikums Gütersloh.

Maud Beste, Geschäftsführerin des Klinikums Gütersloh. 

Derzeit bietet das Klinikum Gütersloh auch die Endoprothetik, also die Implantation künstlicher Knie- und Hüftgelenke an. Diese Operationen werden von zahlreichen Kliniken durchgeführt  uch, weil sie als lukrativ gelten, heißt es immer wieder von Fachleuten. Nach aktuellem Stand wird das Klinikum Gütersloh diese Eingriffe in Zukunft nicht mehr anbieten dürfen. Geschäftsführerin Maud Beste kann die Entscheidung nachvollziehen. „Damit haben wir gerechnet, da wir in diesen Bereichen zwar alle Qualitätskriterien erfüllen, aber nicht die Zahl der Fälle erbringen, die sich das Ministerium wünscht. Dies gelte auch für den Bereich Eierstockkrebs. „Hier ist für uns die Entscheidung nicht nachvollziehbar, da wir über eine Zertifizierung des Gynäkologischen Krebszentrums verfügen und wir steigende Zahlen an Patientinnen haben. Hier werden wir nochmal ins Gespräch gehen“, sagt Beste. Denn das letzte Wort in Sachen Krankenhausplanung ist noch nicht gesprochen. Die Kliniken können sich im Anhörungsverfahren äußern und ihre Argumente anbringen. 

Parallel arbeitet auch die Bundesregierung an einer Krankenhausreform. Die Stoßrichtung –mehr Spezialisierung und Konzentration – ist dabei ähnlich. 1700 Krankenhäuser gibt es bundesweit. Im Zuge der Reform sollen es weniger werden, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im ZDF-Morgenmagazin deutlich.

aki, wsp

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