Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist in zahlreichen Kommunen Westfalens gestartet. Foto: pixabay
05.05.2021

Er ist wieder da

Die Kommunen in Westfalen bereiten sich wie jedes Jahr auf die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners vor. Mancherorts sind bereits erste Maßnahmen gestartet.

Viele Nester der Nachfalterraupen sind noch nicht entdeckt worden. „Das liegt an der kühlen Witterung, die das Austreiben der Lieblingsspeise der Raupen, frischer Eichenlaub, verzögert“, sagt Julian Wagner, vom Zentralen Betriebshof der Stadt Marl und zuständig für die Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner (EPS). Doch wenn es wärmer wird und die Eichen ihre Blätter austreiben, werden sich auch die kleinen Tiere mit den Allergie auslösenden Brennhaaren wieder stärker ausbreiten.

Seit einigen Jahren tritt der Eichenprozessionsspinner mit großen Populationen auch in Westfalen auf. „Der EPS ist eindeutig ein Gewinner des Klimawandels: Er bevorzugt warm-trockenes Klima und breitet sich aufgrund der Klimaveränderungen deshalb immer weiter aus. Im Westfälischen heißt das, dass er weiter nach Osten und ins Südwestfälische vorrückt. Inwieweit die kalte Witterung der letzten Monate da einen positiven Effekt hatte, vermag ich nicht abzuschätzen“, erklärt Dirk Jansen, Geschäftsführer des Landesverbands NRW des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Mit Bioziden gegen die Raupen

In Marl will man den Raupen unter anderem mit einem fresshemmenden Mangrovenextrakt, das von einer Spezialfirma auf frisches Eichenlaub aufgesprüht wird, zu Leibe rücken. Das Neem Protect genannte Gemisch habe schon im vergangenen Jahr eine gute Wirkung erzielt, heißt es. Wenn die Raupen die Blätter fressen, wird ihr Verdauungsapparat blockiert und sie können sich nicht weiterentwickeln.

Mit solchen und ähnlichen Kanonen werden die Biozide auf die Eichen gesprüht. Foto: Kreis Coesfeld

Mit solchen und ähnlichen Kanonen werden die Biozide auf die Eichen gesprüht. Foto: Kreis Coesfeld

Der BUND kritisiert den prophylaktischen Einsatz von Bioziden, ohne dass zuvor ein konkreter Befall festgestellt wurde. Der Einsatz von Bioziden sei immer mit weiteren Umweltschäden verbunden. Das gelte auch für Neem Protect, eines der noch am wenigsten umweltschädlichen Mittel.

Sprühkanonen im Einsatz

In Münster sollen in diesen Tagen die ersten Bäume mit einem anderen Biozid besprüht werden. Für Bienen und Käfer sei das Biozid nicht gefährlich. „Dennoch handelt es sich um einen erheblichen Eingriff in den Naturkreislauf. Denn neben dem Eichenprozessionsspinner können auch andere Falterraupen vernichtet werden“, erläutert Andreas Lambert von der Fachstelle Stadtbäume. „Deshalb wird ‚Foray ES‘ auch nicht flächendeckend im gesamten Stadtgebiet ausgebracht.“

Neben diesen Methoden werden in einigen Kommunen auch Präparate auf Basis von Nematoden (0,5 mm lange Fadenwürmer) eingesetzt, zum Beispiel in Saerbeck. Mit Hilfe einer Sprühkanone werden die Bäume in den Abend- und Nachtstunden behandelt. Ziel sei es, alle Zweige zu treffen um eine möglichst große Kontaktwirkung zu erzielen. „Die Nematoden dringen in die Raupen ein und dienen als Überträger eines Bakteriums, das die Raupen abtötet“, so die Stadt Saerbeck.

Schafwolle soll helfen

Eine besonders schonende Bekämpfungsmethode hat ein Schäfer aus Telgte entdeckt. Er umspannt die Eichenstämme mit Bändern aus Schafwolle. Für die Raupen scheint das ein unüberwindbares Hindernis. Sie kriechen an der Wolle entlang und fallen in einen Stoffsack, aus dem sie nicht mehr herauskommen.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners leben in Nestern. Ihre Haare können allergische Reaktionen auslösen. Foto: pixabay

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners leben in Nestern. Ihre Haare können allergische Reaktionen auslösen. Foto: pixabay

Einige Städte wollen das System testen. So hat die Stadt Münster eine Bestellung für rund 30 Bäume in Auftrag gegeben. Wegen des sehr hohen Aufwands für das Anbringen und die Kontrolle der Wollringe sowie den nur sehr geringen Möglichkeiten einer Bekämpfung mit kleinen Lockstoffbeuteln – die zudem regelmäßig kontrolliert und ausgetauscht werden müssen – sei die Methode aber wohl nur für sehr wenige Standorte sinnvoll und für die Massenbekämpfung an mehr als 35.000 Eichen der Stadt wenig geeignet, heißt es aus Münster.

jüb/wsp

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