Der Paderborner Dom. Foto: Hans-Christian Hein, pixelio.de
07.07.2023

Erinnerung an Fehlverhalten der Bischöfe

Eine Hinweistafel in der Bischofsgruft des Paderborner Doms wird auf Verfehlungen zweier verstorbener Bischöfe hinweisen. Lorenz Jaeger und Johannes-Joachim Degenhardt werden Versäumnisse in Hinblick auf Missbrauch in der Kirche vorgeworfen. 

Am Sonntag, 16. Juli, wird die Krypta als sogenannte „Herzkammer“ des Paderborner Doms nach einer umfangreichen Sanierung und Neugestaltung wieder eröffnet. Auch ein neuer Altar, der die Liboriusreliquien beherbergt, wird geweiht. Eine Hinweistafel soll dort an das Fehlverhalten der Kardinäle im Umgang mit sexuellem Missbrauch aufmerksam machen. Diese hätten Schutz und Ansehen der Institution und der Täter über das Leid der Betroffenen gestellt, soll es dort auf Vorschlag von Missbrauchsbetroffenen im Erzbistum Paderborn heißen. Zusätzlich soll bald ein QR-Code zu einer Internetseite mit weiteren Informationen führen, die auf der derzeit durchgeführten kirchenhistorischen Missbrauchsstudie für das Erzbistum beruhen. Diese Studie wird im Auftrag des Bistums an der Universität Paderborn durchgeführt. Die unabhängige Untersuchung „Missbrauch im Erzbistum Paderborn“ wird seit 2019 am Lehrstuhl für Kirchen- und Religionsgeschichte durchgeführt. Ursprünglich sollte die Studie die Amtszeiten von Jaeger (1941-1973) und Degenhardt (1973-2002) abdecken; im Frühjahr 2023 wurde auf Empfehlung der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Erzbistum Paderborn entschieden, die Studie auch auf die Amtszeit vom emeritierten Erzbischof Hans-Josef Becker (2003-2022) zu erweitern. 

Anregung von Betroffenen

Die Anregung zur Anbringung der Hinweistafel kam von der Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn. Die Umsetzung wurde Ende vergangener Woche gemeinsam vom Metropolitankapitel und dem Vorstand des Betroffenenbeirats formuliert und der Betroffenenvertretung vorgeschlagen, die ihr zugestimmt hat. Die Vereinbarung zur Hinweistafel betrachtet das Erzbistum als Zeichen eines guten Dialogs und als eine angemessene Form der Auseinandersetzung mit dem Fehlverhalten, heißt es vom Bistum.

wsp

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