Erinnerung an NS-Widerstand
Am 20. Juli vor 80 Jahren scheiterte eine Gruppe um Graf Stauffenberg mit einem Attentat auf Adolf Hitler. Eine aktuelle Ausstellung im Kloster Dalheim erinnert auch an kirchliche Widerstandskämpfer.
Der 20. Juli gilt als Symbol für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Damals sollte eine von Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Führerhauptquartier Wolfsschanze deponierte Bombe Adolf Hitler töten. Doch Hitler überlebte die Explosion. Der Umsturzversuch scheiterte. Während diese Tat des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in vielen Geschichtsbüchern steht, sind andere Widerstandskämpfer weniger bekannt.
Die aktuelle Ausstellung „Und vergib uns unsere Schuld? Kirchen und Klöster im Nationalsozialismus“ im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim (Kreis Paderborn) erinnert bis zum 18. Mai 2025 an weniger bekannte Geistliche, Theologen und gläubige Christen, die sich gegen das Hitler-Regime auflehnten. Einer von ihnen ist Nikolaus Groß. Der christliche Gewerkschafter wurde am 12. August 1944 kurz nach dem Attentat verhaftet. Gebürtig aus Niederwenigern im Ennepe-Ruhr-Kreis (heute: Hattingen) hatte Groß in Köln eine leitende Funktion in der Katholischen Arbeiterbewegung, so der LWL. Er pflegte enge Kontakte zur Gruppe um den Widerstandskämpfer Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945), der nach dem 20. Juli, so der Plan der Widerständler, Hitler als Reichskanzler ersetzen sollte. Am 23. Januar 1945 wurde Groß in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
„Aus religiöser Überzeugung ihr Leben geopfert“
Auch der Jesuit Alfred Delp wurde wegen seiner Mitgliedschaft im „Kreisauer Kreis“ von den Nationalsozialisten hingerichtet. Dieser Kreis – eine Gruppe von Adeligen, Sozialdemokraten und Theologen beider christlichen Konfessionen – entwickelte eine Gesellschaftsordnung für die Zeit nach dem Nationalsozialismus. Von Delp ist in der Ausstellung ein Abschiedsbrief an seine Mitbrüder zu sehen, den er kurz vor seiner Hinrichtung am 2. Februar 1945 schrieb.
Opfer oder Mittäter? Im LWL-Klostermuseum Dalheim beleuchtet eine Ausstellung das Verhältnis zwischen den christlichen Kirchen und dem Nationalsozialismus. Hier geht es zur Besprechung der Ausstellung: Lesen Sie mehr.
„Delp und Groß gehören zu den Menschen, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus religiöser Überzeugung ihr Leben geopfert haben. Für viele von ihnen wurde der 20. Juli 1944 zu einem verhängnisvollen Wendepunkt. Ihre Taten aber sind nur ein Aspekt des komplexen Verhältnisses zwischen den christlichen Kirchen und dem Nationalsozialismus“, so Museumsleiter Dr. Ingo Grabowsky. Die Schau verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Kollaboration und Widerstand im sogenannten „Dritten Reich“. Sie beleuchtet die Maßnahmen, mit denen das NS-Regime den christlichen Glauben aus dem Alltag zu verdrängen suchte, und zeigt zugleich die Verstrickung der christlichen Kirchen und ihrer Anhängerinnen und Anhänger in die nationalsozialistische Unterdrückungs- und Vernichtungspolitik, so der LWL.
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