Auf Spurensuche im Stollen: Ingmar Luther von der Unteren Denkmalbehörde in Dortmund. Foto: Roland Gorecki
06.09.2022

Erinnerungen gesucht

Die Dortmunder Denkmalbehörde sucht Zeitzeugen mit Geschichten über den Tiefstollen unter der Dortmunder Innenstadt. Wahrscheinlich befindet sich dort die größte zivile Luftschutzanlage Europas.

Das Gängesystem erstreckt sich auf einer Länge von fast 4,6 Kilometern zwischen dem Dortmunder Westpark und dem Hauptbahnhof. Die Anlage diente im Zweiten Weltkrieg dazu, den Menschen in der Innenstadt Schutz vor Bombenangriffen zu bieten. Die Luftschutzanlage wurde nach heutigem Wissensstand zwischen den späten 1930er Jahren und dem Kriegsbeginn gebaut. Dabei wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt. Wäre der Stollen fertiggestellt worden, wäre unter der Dortmunder Innenstadt ein Gängenetz von knapp neun Kilometern entstanden – für bis zu 120.000 Menschen Schutz. Der Bau wurde nicht vollendet, dennoch bot das Tunnelsystem vielen Dortmundern Schutz während der Luftangriffe zwischen Mai 1943 und März 1945. In den letzten Kriegsmonaten wurde ein großer Teil der Aufzeichnungen zum Stollenbau vernichtet.

Eine historische Aufnahme aus dem Dortmunder Tageblatt 1958. Auf dem Foto sind zu sehen sindDipl. Ing. Dr. Wüst (vorne) und der Ratsvertreter Otto Zweig, die im Stollen Stalaktiten inspizieren. Foto: Günter Zoll / Stadtarchiv Dortmund

Eine historische Aufnahme aus dem Dortmunder Tageblatt 1958. Auf dem Foto sind zu sehen sindDipl. Ing. Dr. Wüst (vorne) und der Ratsvertreter Otto Zweig, die im Stollen Stalaktiten inspizieren. Foto: Günter Zoll / Stadtarchiv Dortmund

Viele Stollenabschnitte wurden in den vergangenen Jahren verfüllt und zugemauert, auch durch Menschen, die den Stollen illegal selbstständig erkunden, wurde das Bauwerk beschädigt. Zuletzt wurde dort unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen ein „Dortmund-Tatort“ gedreht. Seit 2021 lassen die Untere Denkmalbehörde der Stadt Dortmund und das Katasteramt den Tiefstollen vermessen und dokumentieren, bevor immer mehr vom Originalzustand verschwindet. Jetzt werden Zeitzeugen gesucht, die den Bunker noch aus eigenem Erleben kennen – weil sie vielleicht selbst dort Schutz gesucht haben oder den Stollen aus den Nachkriegsjahren oder von Renovierungsarbeiten in den 1970er Jahren kennen. „Oft stecken in vermeintlichen Nebensächlichkeiten für uns ganz wertvolle neue Erkenntnisse“, sagt Ralf Herbrich, Leiter der Denkmalbehörde.

Wer Geschichten oder Fotos hat, kann sich mit Ingmar Luther von der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt Dortmund in Verbindung setzen, Telefon: 0231/5024299, E-Mail: iluther@stadtdo.de.

wsp

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