„Erschütternde Geschichten“
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Annette Kurschus, fordert die „uneingeschränkte Solidarität“ für Menschen in Afghanistan, die vor den Taliban flüchten.
Zehntausende Menschen, die sich für ein friedliches, demokratisches und rechtsstaatliches Afghanistan eingesetzt haben, seien in akuter Lebensgefahr. „Die Bilder und Geschichten sind erschütternd. Sie fordern nicht nur unser Mitgefühl, sondern unsere Verantwortung für diejenigen, die ihre Lebensgeschichte während der vergangenen zwei Jahrzehnte mit dem westlichen Versprechen von Demokratie, Freiheit und Menschenwürde verbunden haben“, so die leitende Theologin der EKvW.
Intensive Beziehung zu Afghanistan
Sofortigen Schutz benötigten nicht nur Ortskräfte der Bundeswehr, sondern alle, die wegen ihrer Zusammenarbeit mit westlichen Staaten und Institutionen massiv gefährdet seien, betonte Kurschus. Das Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW habe die Entwicklung in Afghanistan mehr als drei Jahrzehnte intensiv begleitet und durch seine Afghanistan-Tagungen zahlreiche Kontakte zu Menschen und Initiativen.
Die Theologin fordert eine großzügige Lösung für den Schutz der Flüchtenden. „Wir müssen in dieser Situation die Rettung schnell ausweiten auf die besonders Schwachen und Gefährdeten“, sagte Kurschus.
Aufnahme geflüchteter Menschen gefordert
Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Beauftragter für weltkirchliche Themen im Bistum Münster, sieht die deutsche Gesellschaft für eine mögliche Aufnahme geflüchteter Menschen aus dem Land am Hindukusch gut gerüstet – auch aufgrund der Erfahrung und der Einsatzbereitschaft vieler Helferinnen und Helfer in den Kirchengemeinden, teilt das Bistum Münster mit. Es gelte nun, der Verantwortung für die vielen Ortskräfte der Bundeswehr aber auch der internationalen Hilfsorganisationen – kirchliche und nicht kirchliche – nachzukommen, und das Bestmögliche zu tun, diese und andere Menschen, die sich in Bildung, Politik und Kultur für die gesellschaftliche Erneuerung Afghanistans eingesetzt haben, vor der Bedrohung durch die Taliban zu schützen, sie außer Landes zu bringen, so der Weihbischof weiter.
Zekorn bezeichnete die Geschehnisse in Afghanistan als Katastrophe für so viele Menschen und als Desaster sowohl für die US-Politik als auch die Politik der europäischen Länder: „Die Glaubwürdigkeit des Westens ist durch das, was in Afghanistan passiert, noch stärker in Frage gestellt. Wir müssen uns fragen, wie es zu einem solchen Versagen kommen kann, an dem nun so viele Menschen leiden?“
wsp