20.11.2020

Erste digitale Landessynode

Die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen hat erstmals per Videokonferenz getagt. Beschlossen wurde vom höchsten Entscheidungsgremium der Landeskirche das neue „Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“.

In der gesamten Landeskirche gelten damit verbindliche Regeln zu Prävention, Hilfe und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Mehrere tausend haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche sollen zu Schutzkonzepten geschult und für Risiken in der eigenen Einrichtung, Täterstrategien und die Not von Betroffenen sensibilisiert werden. „Das wird es Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, erleichtern sich zu äußern und zu vertrauen, dass sie ernst genommen werden“, sagte Kirchenrätin Daniela Fricke als landeskirchliche Beauftragte für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung.

Positives Fazit

Um die Tagung des Kirchenparlamentes angesichts der Corona-Einschränkungen zu ermöglichen, trafen sich die mehr als 200 Synodalen und Gäste zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg nicht in Bielefeld-Bethel, sondern digital. Geleitet wurden die Beratungen von einem Saal im Landeskirchenamt in Bielefeld von Präses Annette Kurschus sowie den Vizepräsidenten Ulf Schlüter und Arne Kupke. Auch Kandidaten für Wahlen traten dort vor das Mikrofon. Schlüter zog ein positives Fazit. Es habe trotz der Distanz gute Debatten und eine konzentrierte Arbeit gegeben. Der persönliche Austausch und das Singen habe jedoch gefehlt. Daher soll die digitale Tagung nicht zum Standard werden.

Haushalt beschlossen

Die Landessynode hat einen Haushalt in Höhe von 351,4 Millionen Euro beschlossen. Grundlage dabei ist ein erwartetes Kirchensteueraufkommen von 510 Millionen Euro. Die Landeskirche profitiere in der Corona-Krise von den Sparplänen, die bereits vor einigen Jahren aufgestellt wurden, sagte Vizepräsident Kupke. „Wir sind trotz fehlender Einnahmen von etwa zehn Prozent in einer soliden Lage.“

Gewählt wurde auch eine neue Kirchenleitung. Als nebenamtliche Mitglieder bestätigt wurden die Landtagsabgeordnete Sigrid Beer, der Präsident des Verfassungsgerichtshofs Dr. Michael Bertrams, der Schulleiter Dirk Gellesch und der Theologe Prof. Dr. Traugott Jähnichen. Neu in das Gremium gewählt wurden Dr. Silke Eilers, Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes, der Jurist Prof. Dr. Jörg Enuschat, die Sozialarbeiterin Annette Salomo, Superintendent Dr. Gerald Hagmann und Pfarrerin Merle Vokkert. Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller und Präses Dr. h.c. Annette Kurschus wurden als hauptamtliche Mitglieder bestätigt.

Die westfälische Kirche will am 2021 ein neues Modell testen, bei dem die Landessynode nicht nur einmal, sondern zweimal im Jahr und dafür kürzer tagt. 2022 soll entschieden werden, ob sich das bewährt hat.

wsp

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