Ulrich Walter flog 1993 in den Weltraum. In zehn Tagen umkreiste im Space Shuttle Columbia 160-mal die Erde. / Foto: DLR
28.02.2019

Erster Westfale im Weltraum: „Das vergisst man nicht“

Gibt es etwas Faszinierenderes als den Weltraum? Für Ulrich Walter nicht. Als bislang einziger Westfale war er sogar schon dort. Dem WESTFALENSPIEGEL erzählt er, wie es war. 

Vor 50 Jahren landete die Crew von Apollo 11 erstmals auf dem Mond. Wie haben Sie das als Teenager in Iserlohn erlebt?
Das war damals eine ganz andere Zeit: Man war technikbegeistert, Raumfahrt passte da haargenau hinein. Die Mondmissionen füllten die ersten Seiten aller Zeitungen. Die Landung habe ich live miterlebt, aber nicht den ersten Schritt auf dem Mond, weil der morgens um 3 Uhr war. Da haben meine Eltern vorher gesagt: Jetzt geht’s ins Bett.

Ab wann wollten Sie Astronaut werden? 
Das kam erst viel später, Ende 1985. Ich war Wissenschaftler und hatte gehört, dass Deutschland Wissenschaft im Weltraum betreiben wollte. Ich habe dann an Heinz Riesenhuber, den damaligen Bundesforschungsminister, eine Bewerbung geschickt. Später gab es eine offizielle Ausschreibung, 1799 Leute haben sich beworben.

Sie wurden schließlich zusammen mit Hans Schlegel ausgewählt. Wie wurden Sie auf Ihren Aufenthalt im Weltraum vorbereitet?
Das fünf Jahre lange Trainingsprogramm war anfangs erst mal allgemein: Wie fliegt eine Rakete im Weltraum? Was gibt es für Raumfahrteinrichtungen? Wir mussten fliegen lernen mit einmotorigen Maschinen und haben einen Flugschein gemacht. Dann ging es in das missionsspezifische Training, bei dem wir die Experimente für die Mission geübt haben.

1993 sind Sie im Space Shuttle „Columbia“ in den Weltraum geflogen und haben in zehn Tagen 160-mal die Erde umkreist. Wie war das? 
Der Start war sehr beeindruckend, das vergisst man ein Leben lang nicht. Der Körper wird so stark beschleunigt, wie man es bisher nicht erlebt hat. Man ist der Situation ausgeliefert. Es geht alles blitzschnell, man saugt alles in sich auf und bestaunt es, ohne darüber nachzudenken. Erst wenn der Aufstieg nach acht Minuten vorbei ist, sagt man: Oh, das war aber ein Ding! In der Schwerelosigkeit dann sind die Bewegungen viel langsamer. Man braucht ein, zwei Tage, bis der Körper sich daran gewöhnt hat.

Seit mehr als 15 Jahren leiten Sie in München den Lehrstuhl für Raumfahrttechnik. Woran forschen Sie aktuell?
Wir forschen insbesondere, wie man mit Robotik die Arbeit im Weltraum erleichtern kann, und beschäftigen uns mit Explorationstechnologien, das heißt, wie man zum Beispiel auf dem Mond aus Regolith, also Mondgestein, Sauerstoff oder Treibstoff herstellen kann. Wir simulieren kleinste Meteoriteneinschläge auf Solarzellen. Und wir entwickeln Satelliten.

Wann werden Menschen wieder auf dem Mond landen?
Wenn es nach den Chinesen geht, Anfang 2030. Wenn es nach den Amerikanern geht, Ende 2020.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Menschen in Zukunft auf dem Mond leben?
Ich glaube nicht, dass man auf dem Mond sein Leben verbringen wird. Warum soll ich dort leben, wenn ich es auf der Erde viel schöner habe? Man wird allerdings auf dem Mond eine Kolonie gründen, wo man sich ein oder zwei Wochen aus wissenschaftlichen, aber auch aus Tourismus-Gründen aufhält. Mit Sicherheit wird es Tourismus zum Mond geben.

Interview: Martin Zehren 

Das ganze Interview und weitere Informationen zu Ulrich Walter finden Sie im aktuellen Westfalenspiegel Heft 1_2019.

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