Besonders die ländlichen Regionen Westfalens sind vom Hausärztemangel betroffen. Foto: pixelio
08.04.2025

Es fehlen Ärzte

Der Umfang der ärztlichen Versorgung in Westfalen-Lippe ist deutlich geringer als im Rheinland. Das zeigt eine Statistik für das Jahr 2024 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

204 Kassenärzte kommen in Westfalen-Lippe im Durchschnitt auf 100.000 Einwohner. In der Region Nordrhein liegt diese Quote bei 240. Stadtstaaten wie Berlin, Hamburg und Bremen liegen mit Werten von 299 und mehr noch deutlich davor. Hinter Westfalen liegen noch Sachen-Anhalt (204) und Brandenburg (201). In der Statistik berücksichtigt sind niedergelassene Vertragsärzte sowie Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.

Die großen Unterschiede in der Versorgung zwischen Westfalen-Lippe und dem Rheinland erklärt die KVWL mit „unterschiedlichen Bevölkerungs- und Siedlungsstrukturen“. Mit Großstädten wie Köln, Bonn und Düsseldorf gebe es im Bereich Nordrhein sogenannte Wachstumsregionen mit jüngerer Bevölkerung. Mehrere Universitäten mit medizinischen Fakultäten würden dort für „Klebeeffekte“ sorgen. Heißt: Junge Medizinerinnen und Mediziner nehmen nach einem abgeschlossenen Studium häufig eine Arbeitsstelle am Studienort auf. Dieses Phänomen sei im Rheinland deutlich ausgeprägter als in Westfalen-Lippe, wo lediglich die Universitäten Bochum und Münster über medizinische Fakultäten im Vollbetrieb verfügen. Die Medizinische Fakultät Bielefeld befindet sich im Aufbau. Die ersten Studierenden starteten dort im Wintersemester 2021.

Stadtviertel und Dörfer ohne Hausarzt

Eine Übersicht der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) gibt einen Überblick über die hausärztliche Versorgung innerhalb der Region zum Ende des vergangenen Jahres. Die Bandbreite reicht hier von einem unterdurchschnittlichen Versorgungsgrad von 73 Prozent im sauerländischen Meinerzhagen/Kierspe bis hin zu einem überdurchschnittlichen Grad von 127 Prozent im münsterländischen Greven. Stimmt die Relation von Ärzten und Patienten genau, so liegt der Versorgungsgrad bei 100 Prozent. Doch selbst bei statistisch gut versorgten Kommunen gibt es zunehmend Stadtviertel oder Dörfer ohne Arztpraxis. Und: Gerade bei den Hausärzten ist das steigende Alter ein zunehmendes Problem. 13,5 Prozent dieser Mediziner sind bereits über 65 Jahre alt und damit eigentlich schon im Rentenalter, zeigt die Statistik. Das ist im Vergleich der Regionen ein vergleichsweise hoher Wert. Zulassungssperren, die eine Niederlassung verhindern, gebe es im hausärztlichen Bereich daher fast nicht mehr. „Der Arztmangel ist das eigentliche Problem“, heißt es von der KVWL.

aki, wsp

Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Interviews mit dem Ärztepräsidenten Dr. Klaus Reinhardt zum Thema Ärztemangel. 

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