Mittendrin bei Ausgrabungsarbeiten an der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie. Archivfoto: Jugendbauhütte Westfalen / LWL
06.05.2021

„Es gibt einen starken Wettbewerb“

Begeistern für die Denkmalpflege – dieses Thema stand im Mittelpunkt beim Westfälischen Tag für Denkmalpflege. In Werkstätten, Verwaltungen wie auch Architekturbüros droht Nachwuchsmangel.

Der Westfälische Tag für Denkmalpflege findet erstmals digital statt. Mehr als 300 Teilnehmer haben sich angemeldet, darunter auch Akteure aus anderen Bundesländern. In Vorträgen berichten Vertreter aus Wissenschaft, Verwaltung und Handwerk über Ausbildungsmöglichkeiten und Fortbildungsangebote in der Denkmalpflege. In Diskussionen können Erfahrungen ausgetauscht werden. 

Dr. Holger Mertens. Foto LWL

Dr. Holger Mertens. Foto: LWL

Der Anlass für den diesjährigen Themenschwerpunkt ist jedoch ernst, berichtet der Landeskonservator für Westfalen, Dr. Holger Mertens: „Es gibt in Westfalen einen starken Wettbewerb um Fachkräfte in der Denkmalpflege. Das bemerken wir auch in der LWL-Denkmalpflege, wo sich die Zahl der Bewerber in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert hat. Es ist zunehmend schwierig, Stellen zu besetzen, wenn dort spezielle Qualifikationen notwendig sind.“ Dieses Problem könne sich auch nachteilig auf die Denkmal-Landschaft in der Region auswirken: „Wenn Fachkräfte in den Ämtern oder auch im Handwerk fehlen, dann verzögern sich Baumaßnahmen. Bauherren haben es mitunter schwer, eine Fachkraft zu finden, die sie bei einer denkmalgerechten Sanierung unterstützt“, so Mertens.

Jugendbauhütte Westfalen

Der Westfälische Tag für Denkmalpflege stellt vorbildliche Initiativen für die Ausbildung von Nachwuchskräften vor. Darunter ist die Jugendbauhütte Westfalen. Freiwillige arbeiten im Rahmen des Programms für ein Jahr in Museen, bei archäologischen Ausgrabungen oder auch bei Restauratoren und nehmen an Bildungsseminaren zu den Themen Denkmalpflege und Baustilkunde teil. Bernhard Anzalone, Leiter der Jugendbauhütte mit Sitz in Soest, berichtet von einem großen Interesse der Bewerber und Teilnehmer. Rund die Hälfte der Absolventen wähle dann auch eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Denkmalpflege. Anzalone bemängelt jedoch, dass Berufe in der Denkmalpflege kaum bekannt seien. Vielen Schülern fehle schlicht das Wissen um dieses spannende Berufsfeld und seine Ausbildungsmöglichkeiten. Zudem sieht er die Handwerksbetriebe in der Pflicht: „Auszubildende werden zu oft als halbfertige Fachkräfte eingestuft. Gewinnen kann man Jugendliche, wenn sie sich als Lernende kreativ einbringen und Verantwortung übernehmen dürfen. Dann entdecken sie die vielseitigen Möglichkeiten im Handwerk und können das Ergebnis der eigenen Anstrengungen direkt ablesen.“

Der Kunsthistoriker Mertens, Chefdenkmalpfleger beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), wirbt aus Überzeugung für diese Berufe: „Wir beschäftigen uns mit Architektur, mit alten Handwerken und sind in Kontakt mit den Menschen, die in Denkmälern leben und dort arbeiten. Nachhaltigkeit steht für uns im Mittelpunkt. Damit ist die Denkmalpflege ein sehr zeitgemäßes Thema.“

aki/wsp

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