
„Es gibt kein besseres Amt als Oberbürgermeister“
Thomas Hunsteger-Petermann war 21 Jahre Oberbürgermeister in Hamm und damit der dienstälteste Rathauschef in NRW. Ende November geht der 67-Jährige in den Ruhestand, nachdem er am vergangenen Sonntag die Stichwahl gegen den SPD-Bewerber Marc Herter verloren hatte. Im Interview mit dem WESTFALENSPIEGEL blickt Hunsteger-Petermann auf seine Amtszeit zurück.
Herr Hunsteger-Petermann, wie geht es Ihnen?
Persönlich geht es mir gut, auch wenn ich mich gefreut hätte, weitere fünf Jahre Oberbürgermeister zu sein. Aber so ist die Demokratie. Ich habe häufig gewonnen und häufig verloren. Nun scheint es so zu sein, dass die Menschen in Hamm ein anderes Gesicht als Oberbürgermeister haben wollten und das akzeptiere ich.
Haben Sie sich schon darauf eingestellt, bald in den Ruhestand zu gehen?
Im Moment fordert mich die Bewältigung der Corona-Pandemie extrem. Ich versuche, das in Hamm so zu regeln, dass Infektionen strikt eingedämmt werden, ohne das öffentliche Leben lahm zu legen. Das spreche ich bereits auch mit meinem Nachfolger ab, so dass er möglichst unbelastet seine Amtszeit beginnen kann.
Wie fällt die persönliche Bilanz Ihrer Amtszeit aus?
Ich bin stolz darauf, dass wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten den Strukturwandel ein gutes Stück vorangebracht haben. Wir sind mittlerweile Hochschulstadt, haben den Lippepark und das Maximare als Freizeit- und Gesundheitsstandort gebaut. Besonders am Herzen lag mir die Sozialpolitik, da haben wir wichtige Schritte unternommen, gerade für Kinder aus benachteiligten Familien. Was mich nach wie vor wurmt, ist der verlorene Bürgerentscheid zum Lippesee. Das ist die größte Niederlage meiner Amtszeit und ein fataler Fehler, weil dieser See die Struktur Hamms nachhaltig verändert hätte.
Was waren Ihre größten Herausforderungen?
In den ersten Jahren hat mich der Strukturwandel sehr stark gefordert. Später, in der Flüchtlingskrise, war ich als Krisenmanager gefragt. Ich erinnere mich noch, als anstatt der 80 angekündigten geflüchteten Menschen auf einmal 300 an der Sachsenhalle standen. Dafür gab es keinen Plan und ich bin stolz, dass wir humane und vernünftige Lösungen gefunden haben.
Hat das Amt Sie persönlich geprägt?
Aber sicher doch. Man lernt dazu und wird bei manchen Dingen vorsichtiger. Die Erfahrung zeigt, dass wenn man 15 Minuten gelobt wird, dann folgt in der 16. Minute häufig das Thema, um das es eigentlich geht. Und das Lob kippt dann auch mal ins Gegenteil. Ich glaube aber, dass ich bei allen Schwierigkeiten immer menschlich geblieben bin. Geholfen hat mir dabei mein ehrenamtliches Engagement im Vorstand und als Darsteller an der Waldbühne in Hamm-Heessen. Da darf auch ich mich nämlich nicht ums Fegen drücken – und das erdet.
Wollen Sie sich im Ruhestand dort stärker engagieren?
Ja, dort will ich wieder öfters aktiv werden. Die Zeiten für Freilichtbühnen sind gerade nicht einfach. Die aktuelle Saison ist ausgefallen und wie sich die Dinge im nächsten Jahr entwickeln werden, ist sehr ungewiss. Ich werde mich auch weiter in Ehrenämtern politisch engagieren, aber nicht hier in der Stadt. Wenn Schluss ist, ist Schluss. Ich will nicht den Opa aus der Muppetshow spielen, der immer meckert.
Was geben Sie Ihrem Nachfolger Marc Herter mit auf den Weg?
Vermeintlich gute Ratschläge werde ich ihm sicher nicht geben. Die braucht Marc Herter nicht. Außer vielleicht eine Erkenntnis: Es gibt kein besseres und interessanteres Amt als das des Oberbürgermeisters.
Interview: Annette Kiehl, wsp
Das Interview mit dem scheidenden Hammer Oberbürgermeister bildet den Abschluss unserer Serie zur Kommunalwahl 2020. Die gesamte Serie können Sie hier noch einmal nachlesen: